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Landeselterninitiative ruft Philologenverband zu "Schulfrieden" auf - Kritik an Begriff Verschwendung von Steuergeldern im Zusammenhang mit der Gemeinschaftsschule

Newsletter 4/2013, 4.3.2013

Mit diesem Newsletter informieren wir unsere Abonnenten über unseren heutigen Brief an den Vorsitzenden des Saarländischen Philologenverbandes und eine ähnlich lautende Medienmitteilung. Der Verband hatte in einer Pressemitteilung vom 3. März im Zusammenhang mit der Gemeinschaftsschule von Verschwendung von Steuergeldern gesprochen. Der Wortlaut der Pressemitteilung des Philologenverbandes ist am Ende des Newsletters wiedergegeben.

E-Mail der Landeselterninitiative für Bildung e.V. vom 4.3.2013

"Sehr geehrter Herr Dr. Hahn,

in den letzten Jahren haben wir, die Landeselterninitiative für Bildung e.V., immer wieder die Lehrerorganisationen in ihrem Bestreben um die Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Unterricht und Lernen an den Schulen unterstützt und uns mit öffentlicher Kritik immer zurückgehalten. Das soll auch unsere Leitlinie bleiben. Doch auf Ihre Pressemitteilung vom 3. März müssen wir einfach reagieren und unsere Auffassung äußern, hiermit nachrichtlich auch an die anderen Lehrerorganisationen und das Bildungsministerium.

Anders als der Philologenverband hält es die Landeselterninitiative für Bildung für viel zu früh, aus den Veränderungen im Ein-Prozent-Bereich bei den Anmeldezahlen für Gymnasien (2012/2013: 42,2 %, 2013/2014: 43,6 %) und Gemeinschaftsschulen (2012/2013: 52,6 %, 2013/2014: 51,3 %) Schlüsse auf die Akzeptanz der neuen Schulform zu ziehen. Wir kritisieren, dass Sie als Standesverband für Gymnasiallehrer von Steuerverschwendung sprechen, wenn als Alternative zum G 8 ein Schulangebot mit dem Profil individuelle Förderung entsteht, in dem Schüler in neun Jahren zum Abitur gelangen können. An den früheren Erweiterten Realschulen und Gesamtschulen wurden bisher doch fast nur die Türschilder gewechselt; die Schulen hatten wegen des kurzen Vorlaufs nach den Schulrechtsänderungen noch keine Chance, sich pädagogisch umzustellen und ihr Profil zu entwickeln. Was ein großer Schritt für die meisten Realschulen, ein kleinerer für die Gesamtschulen ist. Hinzu kommt, und das ist auch wesentlich, dass von Schulträgern und Ministerium noch keine Klarheit geschaffen ist, an welchen Standorten der aufwachsenden Gemeinschaftsschule Schüler für die Phase der Oberstufe bleiben können bzw. von welchen sie zur Kooperation in der Oberstufe zur Partnerschule wechseln müssen. All dies ist uns Eltern jedenfalls bewusst, auch denen, die mit ihren Kindern die weiterführende Schule gewählt haben.

Wir würden uns freuen, wenn auch der Philologenverband sich dem "Schulfrieden" anschließen könnte, der da lautet: "Eltern und Kinder können sich entscheiden zwischen den gleichwertigen Alternativen des achtjährigen Gymnasiums und der Gemeinschaftsschule, die alle Schulabschlüsse – bis hin zum Abitur in neun Jahren – anbietet." (Auszug aus dem Koalitionsvertrag)

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Strube
Sprecher der Landeselterninitiative für Bildung e.V."

Pressemitteilung des Saarländischen Philologenverbandes vom 3.3.2013

"Stellungnahme des Saarländischen Philologenverbandes zu den Anmeldezahlen an weiterführenden Schulen

In einer ersten Stellungnahme zu den Anmeldezahlen an die weiterführenden Schulen hebt Bildungsminister Ulrich Commerçon hervor, die Gemeinschaftsschule sei von den Eltern gut angenommen worden.

Marcus Hahn, Vorsitzender des Saarländischen Philologenverbandes (SPhV) meint jedoch: „Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. So sind die Anmeldezahlen an die Gemeinschaftsschulen gegenüber dem Vorjahr um 7,5% gesunken, die an die Gymnasien um 1,8% gestiegen.“

Von einer „guten Annahme“ der neuen Schulform könne auch deshalb keine Rede sein, weil diese die einzige noch verbliebene Pflichtschule ist. Das Ministerium präsentiert der Öffentlichkeit das Bild von zwei Säulen des Schulsystems, die beide zum Abitur führen. Dazu passt auch die Ankündigung, an jeder Gemeinschaftsschule eine gymnasiale Oberstufe mit sämtlichen Funktionsstellen einrichten zu wollen.

Die Anmeldezahlen haben aber eindrucksvoll gezeigt, dass die Eltern dem bewährten pädagogischen Konzept des Gymnasiums, das auf dem Wege einer vertieften Allgemeinbildung zur Studierfähigkeit führt, den Vorzug geben. Anstatt mit der Schaffung eines neuen Angebots, das nicht nachgefragt wird, Steuergelder zu verschwenden, muss daher für Fairness zwischen den beiden Säulen gesorgt werden. Dazu zählt unter anderem, dass die Gymnasien die bei ihnen tatsächlich dringend benötigten Funktionsstellen auch wirklich erhalten.

„Das Votum der Anmeldezahlen muss Folgen haben!“ fordert Marcus Hahn. „Es muss ein Ende damit haben, dass Funktionsstellen an Gymnasien so lange unbesetzt bleiben; die Gymnasien im Saarland dürfen bei den jungen Kolleginnen und Kollegen nicht weiter an Attraktivität gegenüber den Gymnasien in anderen Bundesländern verlieren.“