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"Damit Schulen gelingen" - Wir wollen kein Kind verlieren

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heute erhalten Sie unseren ersten Newsletter. Sie, die Sie sich bei uns gemeldet haben oder von denen wir annehmen, dass Sie interessiert sind. Wir setzen damit das Medium fort, mit dem wir in der Landesinitiative Rettet die Grundschulen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie den Newsletter an interessierte Eltern weiterleiteten, besonders an die Elternsprecherinnen und Elternsprecher in den Schulen. Sie bestimmen natürlich selbst, ob Ihnen der Newsletter weiterhin geschickt wird.
Kontakt: Bernhard.Strube@t-online.de oder 0163 2819959
Internet: www.eltern-fuer-bildung.de
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Bernhard Strube
Sprecher der Landeselterninitiative für Bildung e.V.
 
 
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Gemeinsam mit den Lehrern in der Gewerkschaft und Wissenschaft haben wir uns heute mit der anschließend wiedergegebenen Mitteilung in einer Pressekonferenz und im Netz an die Medien gewandt. SR3-Hörfunk hat dazu am Nachmittag ein längeres Interview übertragen, SR-Fernsehen wird mit Foto kurz berichten; die Saarbrücker Zeitung hat einen Bericht für Samstag 2.12.2006 angekündigt. Andere Reaktionen liegen uns noch nicht vor.


Landeselterninitiative für Bildung e.V.

und

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Saarland


Medienmitteilung 1.12.2006

Eltern und Lehrer schlagen Alarm: Sorgen um eine gute Schulbildung beim achtjährigen Gymnasium – Gemeinsame Pressekonferenz

Viele Eltern im Saarland sorgen sich wegen einer unzureichenden Schulbildung sowie schlechteren Zukunftschancen ihrer Kinder. Virulent ist diese Sorge bei Eltern, deren Kinder das achtjährige Gymnasium (G 8) besuchen. Es bleibt weniger Zeit für außerschulischen Sport und Musisch-Kulturelles sowie Hobbys. Die Zahl der Kinder steigt, die Nachhilfe aufsuchen, die das Gymnasium zu den Erweiterten Realschulen und Gesamtschulen verlassen. Kinderpsychologen sprechen über ein Ansteigen ihrer Patienten aus dem G 8. Besonders heftig trifft es in diesem Jahr die fast 3.000 Kinder in den 10. Klassen im Saarland, die als erste in die Oberstufe eingetreten sind und dort auf die 11. Klasse des neunjährigen Gymnasiums treffen. Sie müssen mit einem Jahr weniger Unterricht im Jahr 2009 dasselbe Abitur packen und mit doppelt so vielen um die Studien- und Ausbildungsplätze konkurrieren. Eine Verletzung des Rechts auf Gleichbehandlung befürchtet die Landeselterninitiative für Bildung wegen gravierender Benachteiligungen. Zudem verschlechtert das achtjährige Gymnasium die Arbeitsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer. Schulen sind nicht in erster Linie „Wissensfabriken“, deren Qualität primär an quantitativ zählbaren Testpunkten gemessen und durch Druck auf die Lehrenden und Lernenden gesteigert werden kann. Die Eltern gehen deshalb zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mit Forderungen an die Politik in die Öffentlichkeit.


Probleme

  • Das Saarland hat mit durchschnittlich 30 Schülern in den Klassenstufen 5 und 6 des Gymnasiums und mit  28,3 Schülern in den Klassenstufen 5 bis 10 jeweils die größten Klassen aller Bundesländer an den Gymnasien (Quelle: KMK-Statistik).

  • Durch das Zusammentreffen der Schüler des achtjährigen Gymnasiums mit denen des neunjährigen befindet sich fast die doppelte Anzahl von Schülern in der Oberstufe an den Gymnasien (heutige Klassen 10 und 11 bis zum Abitur 2009).[1]

  • Trotz der Verkürzung der Gymnasialzeit um ein Jahr sind die Lehrpläne nicht ausreichend angepasst. Lehrerinnen und Lehrer müssen unter großen Schwierigkeiten unterrichten; sie wurden nicht ausreichend unterstützt. Dies führt in hohem Maße zu Unzufriedenheit und belastet das Verhältnis Schüler/Lehrer.

  • Je nach Fach findet für die Klassen 10 und 11 gemeinsamer Unterricht statt, mit Klassenarbeiten und Benotung,  bei unterschiedlichem Entwicklungs- und Bildungsstand.

  • Gleichzeitig haben die Kinder in den 10. Klassen Aufholbedarf. Die Gefahr der Überforderung der Kinder in den 10. Klassen tritt ein, da sie mit dem G 8 bereits einen schwierigeren Weg hinter sich haben und vier Stunden pro Woche mehr Unterricht absolvieren müssen.

  • Deutlich vermehrt ist Nachhilfe erforderlich.

  • Mehr Lern- und Verhaltensstörungen treten auf; die Zahl der Gymnasiasten in psychotherapeutischer Behandlung ist angestiegen.

  • Jungen sind gegenüber den Mädchen benachteiligt, denn das achtjährige Gymnasium trifft gerade sie in ihrer Entwicklungskrise.

  • Die Kindern in den 11. Klassen schreiten verzögert voran; dabei entsteht die Gefahr der Unterforderung und des Motivationsverlusts.

  • Wegen des Zusammenlegens sind größere Gruppen in den Kursen der Oberstufe entstanden.

  • Die Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer haben sich weiter verschlechtert (größere Kurse, mehr Korrekturen, höherer Leistungsdruck).

  • An Gymnasien bestehen Raumprobleme (z.B. bei Funktionsräumen).

  • Für die Schüler besteht die Gefahr, für den Abschluss der Klasse 10 (mittlere Reife) und das Abitur schlechtere Noten zu erhalten.

  • Sie haben dann schlechtere Zugangschancen in den Numerus-Clausus-Fächern an den Hochschulen.

  • Sie werden Schwierigkeiten haben, bei fast doppelter Abiturientenzahl einen Studienplatz zu erhalten.

  • Sie werden Schwierigkeiten haben, bei fast doppelter Abiturientenzahl einen Ausbildungsplatz zu erreichen.


Forderungen

  • Es ist eine wissenschaftliche Analyse der Folgen des achtjährigen Gymnasiums (für Schüler und Lehrer sowie für die Organisation der Erweiterten Realschulen und Gesamtschulen) erforderlich.

  • An allen Gymnasien müssen Schulkonferenzen für die Beteiligten der 10. und 11. Klassen zur Problemlösung stattfinden, bei Kooperationen mit anderen Gymnasien gemeinsame Konferenzen.

  • Große Kursgruppen müssen verkleinert werden.[2]

  • Unterrichtsausfall muss vermieden, die Lehrerreserve muss verstärkt werden.

  • Möglichst bis zum Beginn der Hauptphase der Oberstufe (zwei letzte Jahre, beginnend mit dem Schuljahr 2007/2008) soll der Bildungsstand harmonisiert sein; z.B. über Förderstunden.

  • Eine Verstärkung des schulpsychologischen Dienstes ist notwendig.[3]

  • Die Schüler der 10. Klassen sollen ein eigenes Abschlusszeugnis erhalten (Nachweis des mittleren Bildungsabschlusses) durch Boni auf die Noten.

  • An den Gymnasien sind die räumlichen und materiellen Voraussetzungen sowie eine vernünftige Verpflegung für den vermehrten Nachmittagsunterricht der G 8-Schüler zu schaffen.

  • In die Zeit der Verwerfungen mit dem achtjährigen Gymnasium – ohne Erfahrungen mit dem Abitur - dürfen nicht noch Schwierigkeiten durch eine unzureichende Vorbereitung der neuen Oberstufe gebracht werden. Die Kraft der Lehrer, der Kinder und Eltern darf nicht durch Aktionismus ermüdet werden.

  • Vereinbarungen der Politik mit der Wirtschaft über ausreichende Ausbildungsplätze im Abiturjahr 2009 sind notwendig; die Öffentlichkeit muss über das Ergebnis informiert werden.

  • An den Hochschulen im Saarland besteht schon wegen geburtenstarker Jahrgänge, des steigenden Bedarfs an Beschäftigten mit Hochschulabschluss und des größer werden Ersatzbedarfs für ausscheidende Akademiker Studienplatzmangel. Hinzu kommt  im Jahr 2009 fast die doppelte Anzahl an Abiturienten. Dafür reichen die im Zusammenhang mit dem sogenannten Hochschulpakt bekannt gewordenen Studienplatzzahlen (1 500 Studienanfänger mehr sollen aufgenommen werden) nicht aus. Die Landesregierung muss die Hochschulen wesentlich stärker ausbauen.


Mit freundlichen Grüßen
 
Bernhard Strube
Sprecher der Landeselterninitiative für Bildung e.V.
Fasanenweg 3a, 66129 Saarbrücken
Telefon: 06805 21010
Mobiltelefon: 0163 2819959
Bernhard.Strube@t-online.de
www.eltern-fuer-bildung.de


Klaus Kessler
Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Landesbezirk Saarland
Mainzer Straße 84, 66121 Saarbrücken
Telefon: 0681 6683014  Handy: 0172 6857654
k.kessler@gew-saarland.de

[1] Statt 2.990 wie im Jahr 2007 und 3.090 im Jahr 2008 werden im Saarland im Jahr 2009 5.890 Schüler die Hochschulreife erhalten und Studienplätze sowie Ausbildungsplätze anstreben (Quelle: KMK-Statistik).

[2] In kleineren Klassen werden Lerndefizite und individuelle Probleme von Schülern rascher und klarer erkannt, sie können umfassender und gründlicher aufgearbeitet werden. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer: „Untersuchungen vor einigen Jahrzehnten fanden keinen Zusammenhang zwischen Klassengrößen und Lernerfolg. Zwar haben Lehrer immer gefordert, sie brauchen kleinere Klassen, aber ihnen wurde geantwortet, da gibt es empirisch keinen Zusammenhang. Mittlerweile ist ein Zusammenhang erwiesen. Ab fünfundzwanzig nimmt der Schulerfolg ab. Wir brauchen heute kleinere Klassen, weil die Varianz der Schüler so groß ist. Man braucht einfach mehr Zeit.“

[3] An der Schulentwicklung muss eine effiziente psychologische und sozialpädagogische Beratung beteiligt sein und generell Bestandteil der Organisationsentwicklung der Bildungsarbeit werden. Desolat erscheint uns dagegen schon das schulpsychologische Stützsystem im Saarland. Während zum Beispiel in Finnland und Dänemark ein Psychologe bis zu 800 Schüler betreut und in den USA die Relation noch bei 1:1.000 liegt, müssen wir wegen eines Verhältnisses von bis zu 1:18.000 (!) monatelange Wartezeiten hinnehmen.