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Eltern zu PISA 2012: Grundproblem der sozialen Auslese bleibt bestehen

Medienmitteilung, 3.12.2013
Newsletter 19/2013, 4.12.2013 

Die Landeselterninitiative für Bildung hat immer wieder den reduzierten Qualitäts- und Bildungsbegriff kritisiert, der mit Studien wie PISA einhergeht. Doch hier senden wir wegen der Aktualität einen Link zur Zusammenfassung der OECD der wichtigsten PISA-2012-Ergebnisse für Deutschland: http://www.oecd.org/pisa/keyfindings/PISA-2012-results-germany-DEU.pdf

Dort geht die OECD sehr konkret auf die nachteilige Wirkung früher Auslese und anderer selektiver Instrumente wie das Sitzenbleiben ein. Auch wird die Bedeutung gut bezahlter Lehrkräfte und einer anspruchsvollen Ausbildung für den Lehrberuf betont. Die Bildungsminister kommentieren „das bisher beste PISA-Ergebnis“ und sehen sich auf dem „Weg zur Weltspitze“. Hier die Pressemeldung der KMK - Schulische Bildung in Deutschland besser und gerechter:
http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/meldung/pisa-2012-schulische-bildung-in-deutschland-besser-und-gerechter.html

In der Schule bleibt das Grundproblem der sozialen Auslese bestehen, auch wenn sich die bei PISA 2012 getesteten Leistungen der deutschen Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren wohl etwas verbessert haben. Die PISA-Ergebnisse zeigen, dass der sozio-ökonomische Status des Elternhauses in Deutschland weiterhin überdurchschnittlich viel Einfluss auf die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler ausübt. Noch größer ist die Wirkung des Migrationshintergrunds: Kinder mit Migrationshintergrund haben im Mathematikunterricht 1,5 Schuljahre Rückstand gegenüber Kindern ohne Zuwanderungsgeschichte. Noch immer verfehlt fast jeder dritte in Deutschland geborene Jugendliche aus Migrantenfamilien in Mathematik das Grundkompetenzniveau.

Die Elterninitiative bedauert (auch) deshalb, dass die bildungspolitische Bilanz des Koalitionsvertrages von Bundes-CDU und -SPD ernüchternd ausgefallen ist. Union und SPD verzichten weitgehend auf eine gestaltende Rolle des Bundes in der Bildungspolitik. Inhaltliche Projekte sucht man vergebens. Weder ist ein Ganztagsschulprogramm verabredet worden, noch ein weiterer Ausbau der Schulsozialarbeit geplant, was vor allem auch Kindern mit Migrationshintergrund zugute käme. Zwar werden die Länder pauschal mit sechs Milliarden Euro entlastet, die strukturelle Unterfinanzierung des Bildungswesens wird das aber nicht beseitigen. Deshalb muss der Bund dafür Sorge tragen, dass jeder Cent dieser sechs Milliarden Euro verbindlich in die Bildung investiert wird, von den Kitas über die Schulen bis zu den Hochschulen.

Experten wie auch die OECD selbst weisen zur aktuellen Studie darauf hin, dass ein Gutteil der Verbesserungen seit der letzten PISA-Mathematik-Studie (2003) bereits vor 2009 erreicht war und dass ein Teil der Verbesserungen im unteren Leistungsniveau auf Veränderungen in der sozialen und demografischen Zusammensetzung der Schülerpopulation zurückzuführen sein könnte. Zudem ist die Platzierung der Staaten nur begrenzt aussagefähig, da inzwischen deutlich mehr Staaten an Pisa teilnehmen. Heute sind es 65 Teilnehmerstaaten, bei der ersten PISA-Studie waren es 32.

Wir meinen (mit Manfred Spiewak, DIE ZEIT 1.12.2013): „Man würde etwa gern wissen, welchen Anteil an Erfolgen und Misserfolgen die Lehrer tragen und welchen die Eltern? Inwiefern schlägt eine schlechte Schulpolitik zu Buche? … Die empirische Bildungsforschung muss in Zukunft viel genauer hinschauen. Sie sollte untersuchen, wie Lehrer unterrichten und Kinder lernen; wie Eltern bei den Hausaufgaben helfen oder Rektoren ihre Schule verändern..."