5. Juli 2014, Newsletter 15/2014
Die Landeselterninitiative für Bildung ruft hiermit in ihrem Netzwerk zur Teilnahme an der Demonstration aller Fakultäten für den Erhalt der Volluniversität im Saarland auf: Dienstag, 8. Juli um 15:00, Startpunkt: Europagalerie Saarbrücken
Wir kritisieren die Landesregierung, mit der Zurückführung des Globalhaushaltes der Universität bis zum Jahr 2020 einen falschen Politikansatz zu wählen. Wenn es richtig ist, dass sich das Land, weil es Stabilitätshilfen erhält, keine besseren Standards als der Durchschnitt der Länder leisten kann, darf die Universität nicht solchen Einsparungen ausgesetzt werden. Für Studierende wird im Saarland nach dem kürzlich veröffentlichten Bildungsfinanzbericht weit weniger ausgegeben als in allen anderen Bundesländern. Die laufenden Ausgaben je Studierender (ohne Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften) lagen danach im Saarland im Jahr 2010 am niedrigsten von allen Bundesländern (4 600 € je Studierender) (Quelle: Statistisches Bundesamt - Bildungsfinanzbericht 2013 - Seite 63 - veröffentlicht am 26.2.2014; der Bildungsfinanzbericht wurde vom Statistischen Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Kultusministerkonferenz erstellt.)
Wir weisen im Übrigen darauf hin, dass die Unternehmensberatung PWC in ihrem Bericht „Analyseergebnisse aus der Haushaltsstrukturkommission des Saarlandes“ aus dem Jahr 2011 (ab Seite 21), der Grundlage für die Sparentscheidungen des Landes ist, „in der Gesamtbetrachtung des Hochschulbereichs kein rechnerisches Einsparpotenzial“ gesehen hat, mit Ausnahme eines Konsolidierungspotenzials im medizinischen Bereich (Seite 22).
Die Landeselterninitiative für Bildung hat die Ankündigung von Bildungsminister Commerçon begrüßt, ein Programm zur Förderung von Investitionsmaßnahmen für den Ausbau „Gebundener Ganztagsschulen“ aufzulegen. Wie wir auch gut finden, dass mit der Erweiterung des Angebots Fortschritte erzielt werden. Hier, bei den echten Ganztagsschulen, haben wir größten Nachholbedarf. Die im Saarland vor Jahren gewählte Bezeichnung "Freiwillige Ganztagsschule" für Nachmittagsbetreuung an Schulen täuscht nämlich darüber hinweg, dass es sich eben nicht um Schulen mit einem besseren Rhythmus bei Unterricht und Lernen zwischen Anspannung, Entspannung und Vertiefen sowie individueller Förderung handelt. Vielen sind die Vorteile einer gut gemachten echten Ganztagsschule gar nicht so bewusst: mehr Lehrerzeit für den einzelnen Schüler und seine Förderung, mehr Methoden, besserer Lernrhythmus, mehr soziales Lernen, vielfältigere AG-Angebote, die vielen Kindern privat nicht möglich sind, mehr Kooperationen mit Vereinen und Institutionen aus dem Umfeld (regionale Bildungslandschaft), keine schriftlichen Hausaufgaben, keine (Betreuungs)Kosten für die Eltern. Die Wissenschaftler der am 3. Juli veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung zu den Ganztagsschulen in Deutschland attestieren den echten Ganztagsschulen „besonders große Möglichkeiten beim sozialen und kognitiven Lernen“. Mit Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein gehört das Saarland dort zu den Schlusslichtern. Die Wissenschaftler sagen in der Studie selbst: „Ganztagsschule muss mehr sein als eine Halbtagsschule mit Nachmittagsbetreuung, damit sie eine gute Ganztagsschule werden kann.“
Wenn Bildungsminister Commerçon in einer Pressemitteilung der Öffentlichkeit mitteilt, dass zu Beginn des kommenden Schuljahres 2014/2015 insgesamt 31,3 Prozent der Erst- bis Zehntklässler in eine Ganztagsschule gehen (im Schuljahr 2011/2012 waren es noch 24,5 Prozent), dann zählt er alle Schüler in der Nachmittagsbetreuung, der sog. freiwilligen Ganztagsschule, mit. Tatsächlich, darauf wollen wir hinweisen, sind es nach der gerade veröffentlichten Bertelsmann-Studie nur 6,6 % (Schuljahr 2012/2013, Bundesdurchschnitt 14,4 %, Spitze Sachsen 29,3 %), die echte Ganztagsschulen besuchen (Hinweis: siehe zur Statistik Schüler in Ganztagsschulen gebundener Form Tabelle 5, Seite 29, der Studie).