Medienmitteilung
der Landeselterninitiative für Bildung e.V. im Saarland
Saarbrücken, 9. Februar 2007
Eltern: Strukturhilfen zur Hebung des Bildungsniveaus einsetzen!
"So wichtig es ist, in die berufliche Bildung zu investieren - was wir unterstützen -, die allgemeine Bildung ist das Grundkapital. Deshalb müssen die Strukturhilfen aus dem Kohlekompromiss für das Saarland auch in die Verbesserung des Bildungsniveaus investiert werden.", fordert die Landeselterninitiative für Bildung. Dabei verweisen die Eltern auf Ergebnisse der aktuellen Studie "Bildung in Deutschland 2006" eines Konsortiums im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesbildungsministeriums sowie den erstmals vorgelegten Bericht "Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2006" der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Danach hat das Saarland unter den westlichen Bundesländern den geringsten Anteil pädagogischer Fachkräfte mit Fachschulabschluss sowie des hochschulausgebildeten Personals (Abb. C3-3 Bildung in Deutschland), hat es nach Bayern das schlechteste ganztagsschulische Angebot in Deutschland (Abb. D3-3 Bildung in Deutschland), hat das Land neben seinen schlechten Quoten bei mittlerer Reife und Abitur[1] mit Sachsen-Anhalt die geringsten Anteile der Bevölkerung mit Hochschulabschluss bzw. Promotion (nämlich 12 %, Bundesdurchschnitt 15 %, OECD 19 %). Zudem ist der Bildungsabstand der Frauen zu den Männern im Saarland im Vergleich mit den anderen Bundesländern mit am höchsten (mehrere Tabellen in Bildungsindikatoren im Ländervergleich).
In dem Maß werden das Saarland und die Region Zukunft haben, wie es gelingt, Veränderungen im Schulsystem zu finanzieren, damit Schüler länger gemeinsam in kleineren Einheiten lernen könnten, um in größerer Zahl höhere Abschlüsse zu erreichen. "Die Beschränkung des gemeinsamen Lernens auf eine nur vierjährige gemeinsame Schule muss endlich überwunden, frühes Trennen und Ausgrenzen verhindert werden.", sagten die Sprecher der Elterninitiative Strube, Schäfer und Prior gegenüber den Medien.
Wir brauchen, wie die PISA-Untersuchungen ergeben haben, ein flächendeckendes Angebot an Schule über den ganzen Tag, das die meisten Länder in der EU und der OECD besitzen. Sie führen zu höherem Leistungsniveau sowie zu einem besseren Ausgleich individueller Leistungsunterschiede ausgleichen und prekärer außerschulischer Bedingungen. Echte Ganztagsschulen sind deshalb auch ein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit. "Dabei geht es uns nicht um die bloße Ausdehnung des (heute geläufigen) Unterrichts von fünf auf acht Stunden, sondern um verändertes Lernen. Um die Wandelung der Schule als Anstalt konzentrierter Belehrung in eine Schule als geordneten Lebens- und Erfahrungsraum. Lernen kann dort zur "Vorfreude auf sich selbst werden", ist besser rhythmisiert, die gemeinsame Lernzeit wird höher", so die Eltern.
Und weiter: "Wir unterstützen die Forderungen der Lehrer nach mehr Zeit und Raum für die individuelle Förderung der Kinder. Ein enormer Fortschritt wäre, allen Lehrern Supervision anzubieten. Das ist eine begleitende, professionelle Beratung, die das eigene berufliche Handeln reflektiert und über Ziele verändert."
Die Frage ist nicht, ob das Saarland es sich leisten kann, in Bildung zu investieren, sondern, ob es sich leisten kann, nicht in Bildung zu investieren.
[1] Statistisches Bundesamt "Bildung und Kultur" Schuljahr 2005/06, Fachserie 11, Tabelle 6.5; erschienen Oktober 2006
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Strube, Wolfgang Schäfer, Armin Prior