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Achtjähriges Gymnasium im Saarland – Höchste Zeit für einen Wandel

Mit einem Brief hat sich die Landeselterninitiative für Bildung heute an die Vorsitzender der Parteien  gewandt.
peter.mueller2@cdu-saar.de; h.maas@spd-saar.de; h.ulrich@landtag-saar.de; hartmann@fdp-saar.de; info@dielinke-saar.de

"Sehr geehrte Herren,

die von SPD und Die Linke geplante landesweite Aktion am kommenden Samstag (19.4.2008) gegen das achtjährige Gymnasium in der jetzigen Form im Saarland ist Anlass für uns, Ihnen diesen offenen Brief zu schreiben.

Wir sind der Auffassung, dass es nach fast acht Jahren seit Einführung des G 8 nun darum gehen muss, das Gymnasium neu und anders zu denken. Inhalte, Lernformen, Organisationsstrukturen und Leistungsmessungen müssen neu konzipiert werden, sonst fährt diese Schulart an die Wand. Es ist höchste Zeit für einen tiefgreifenden Wandel. Der kann den Beteiligten aber nicht diktiert werden. Vielmehr muss er langsam und behutsam vollzogen werden. Schüler, Eltern und Lehrer müssen für diesen Prozess gewonnen werden. Die Aufgabe des Gymnasiums und seiner Leiter besteht darin, diesen Prozess mit voranzubringen, statt zu blockieren.

Erlauben Sie uns, vier Leitgedanken zu übermitteln, in der Hoffnung, dass Sie sie für Ihren politischen Gestaltungsprozess aufgreifen:
a)    In den Mittelpunkt der Diskussion müssen qualitative statt quantitative Kriterien gestellt werden, damit das Gymnasium weg kommt von totem Faktenwissen hin zu intelligentem Handlungswissen.
b)    Stundentafeln müssen neu konzipiert, Zahl und Umfang der Leistungsmessungen deutlich reduziert werden.
c)    Lerneinheiten müssen deutlich ausgeweitet und Fächerverbünde geschaffen, Projektarbeit, außerschulisches Lernen und Modularisierung eingeführt werden.
d)    Schnell muss ein flächendeckendes Angebot an rhythmisierten, echten Ganztagsgymnasien geschaffen werden (kein einziges gibt es im Saarland).

Wir Eltern befürchten, dass keine guten Lösungen gefunden werden, solange sich die öffentliche Diskussion nur mit den Problemen überfrachteter Lehrpläne und zu vieler Wochenstunden beschäftigt. Mit dem bloßen Hin- und Herschieben von Stunden und Lehrplaninhalten ist es nicht getan. Im 21. Jahrhundert darf es nicht mehr nur um das bloße Vermitteln von Lehrstoff gehen. Kinder und Jugendliche müssen vielmehr in die Lage versetzt werden, selbständig Kompetenzen zu erwerben, Qualifikationen auszubauen, Bildung zu leben und zu erleben. Gefordert ist ein doppelter schulischer Perspektivwechsel - vom Lehren zum Lernen und vom Wissen zur Kompetenz. Bildungsstandards geben längst vor, dass bei der Diskussion um das achtjährige Gymnasium qualitative Kriterien im Vordergrund stehen müssen. Sinnvolles Lernen erfordert zudem eine pädagogisch sinnvolle Abwechslung längerer Lerneinheiten und Freizeitgestaltung, was nur in echten Ganztagsschulen realisierbar ist. Sie müssen als Lern- und Lebensräume gestaltet sein, mit genügend Zeit für individuelle Förderung eines jeden Schülers, so dass private Nachhilfe obsolet wird.

Die Erkenntnisse sind da, wir wünschen uns für das Saarland den erklärten politischen Willen für einen Wandel.

Mit freundlichen Grüßen

gez.            gez.             gez.
Bernhard Strube    Wolfgang Schäfer     Armin Prior
Sprecher und stellv. Sprecher"