Willkommen / Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv
Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv

Jetzt vorrangig: individuelle Förderung an Gymnasien; G 9 als Alternative in Kooperation mit Gemeinschaftschulen prüfen

13. Mai 2014, Medienmitteilung

Nachdem im Saarland inzwischen das sog. Zwei-Säulen-Modell von gleichwertig nebeneinander stehenden Gymnasien (Abitur nach acht Jahren) und Gemeinschaftsschulen (Abitur nach neun Jahren) eingerichtet ist, hält die Landeselterninitiative es für erforderlich, statt in eine Strukturdebatte die Kräfte jetzt vorrangig in die Entwicklung der Qualität von Unterricht und Lernen an Gymnasien zu investieren. "Auch sie sollten, wie es für die Gemeinschaftsschulen in einer Verordnung bestimmt ist, individuelle Förderung als vorrangiges Ziel ansehen müssen und die Schul- und Unterrichtsgestaltung an den Lernvoraussetzungen und Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler orientieren", sagte Bernhard Strube, der Sprecher der Initiative. Das Saarland habe, so eine Studie der Bertelsmann Stiftung, bundesweit die höchste Quote an Schülern, die das Gymnasium verlassen; die Klassenwiederholungsrate liege über dem Bundesdurchschnitt. Die Elterninitiative fordert zudem, dass die Regierung Lehrkräfte zur Fortbildung für begabungsgerechten Unterricht verpflichtet und ihrer im Koalitionsvertrag bekundeten Absicht, für die Personalzumessung der Gymnasien eine Klassengröße von 25 in den Stufen 5 und 6 sowie eine Größe von 27 in den Stufen 7 bis 9 anzustreben, auch in die Tat umsetzt.

Nach Auffassung der Landeselterninitiative könnten Gymnasien eine flexible Zeit bis zum Abitur anbieten, die in der Oberstufe zukünftig mit Gemeinschaftsschulen kooperieren werden. Diese Möglichkeit gelte es jetzt angesichts des größer werdenden Kreises von Befürwortern einer Rückkehr zu G 9 zu prüfen und mit Lehrern, Schülern und Eltern zu diskutieren. Eine andere Alternative sieht die Initiative darin, an mehr Gymnasien Ganztagsklassen anzubieten bzw. sie zur gebundenen Ganztagsschule weiterzuentwickeln.

Die Landeselterninitiative für Bildung begrüßt und unterstützt das Vorgehen der Landeselternvertretung Gymnasien, eine erneute Befragung der Schülerinnen und Schüler der saarländischen Gymnasien und anderer Gruppen der Schulgemeinschaften zu initiieren, um eine genaue Einschätzung der Entwicklung an den Gymnasien vornehmen zu können.

Hinweise:

Die Landeselterninitiative für Bildung hat in den letzten Jahren die Art und Weise des Umstellungsprozesses von G 9 auf G 8 im Saarland immer wieder kritisiert und auf die höheren Belastungen eines Weges zum Abitur in acht Jahren hingewiesen (siehe unten Ergebnis einer Befragung im Jahr 2008 unter allen G 8- und G 9-Schülern im Saarland).

Ergebnis der vergleichenden Befragung im Jahr 2008 unter allen G8- und G9-Schülern im Saarland:
- Während von den G 9-Schülern 13,7 % kommerzielle Nachhilfe in Anspruch nahmen, lag die Quote bei den G 8-Schülern bei 22,3 %. Von diesen G 8-Schülern erhielten 67 % Nachhilfe in Mathematik.
- Mehr G 8- als G 9-Schüler schaffen nach eigenen Angaben ohne Nachhilfe das Abitur nicht.
- Allgemein empfanden die G 8-Schüler die Leistungsanforderungen in der Oberstufe und die Arbeitsanforderungen durch Hausaufgaben und Lernen als stärker belastend; ihr Familienleben hat darunter gelitten.
- G 8-Schüler fühlten sich in der Schule häufiger überlastet, was sich dann auch in einer höheren Quote von gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit zeigte.
- G 8-Schüler wandten mehr Zeit für ihre Hausaufgaben auf, bereiteten sich weniger selbständig auf Kursarbeiten vor und litten eher unter gesundheitlichen Beschwerden durch die Schule als ihre Mitschüler aus dem G 9.

Fundstelle der Studie "Schulformwechsel in Deutschland" der Bertelsmann Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst

Nach § 2 der "Verordnung – Schulordnung – über die Bildungsgänge und die Abschlüsse der Gemeinschaftsschule" ist vorrangiges Ziel der Gemeinschaftsschule "die individuelle Förderung jeder Schülerin und jedes Schülers. Die Schul- und Unterrichtsgestaltung orientiert sich an den Lernvoraussetzungen und Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler und fördert diese in ihrer individuellen Entwicklung. Der Unterricht ist so zu gestalten, dass ihre Fähigkeiten, Begabungen und Interessen gestärkt und sie in ihrer Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft gefördert und gefordert werden".