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Landeselterninitiative für Bildung zur aktuellen Diskussion G 8/G 9 im Saarland

13.12.2017, Newsletter 14/2017

Die Landeselterninitiative für Bildung vertritt die Auffassung, dass eine Streckung der Unterrichtsstunden von acht auf neun Jahre bis zum Abitur an Gymnasien, wie sie Gegenstand des laufenden Volksbegehrens ist, nicht automatisch zu besserer schulischer Bildung führt und den Schulerfolg nicht abkoppelt von der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler.

Wir befürchten, dass die Debatte um die Zahlen 8 oder 9, die bei vielen gedanklich vor der Tür des Klassenzimmers stehen bleibt, ablenkt von der Notwendigkeit, an Gymnasien generell die Qualität der Lernprozesse im Unterricht verbessern zu müssen. Die Gymnasien stehen wie die anderen Schulformen auch vor der Herausforderung, wegen zunehmender Heterogenität ihrer Schülerschaft mehr individuelle Förderung zu gewährleisten und die Schul- und Unterrichtsgestaltung an den Lernvoraussetzungen und Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler zu orientieren, die zu ihnen kommen; und um die sie ja auch werben. Dafür brauchen die Lehrerinnen und Lehrer gute, begleitende Fortbildungen und Entlastung von Unterrichtsverpflichtung, dass sie die Fortbildungen auch besuchen und neue Unterrichtsformen entwickeln und anwenden können.

Am besten könne dies - auch bei einer achtjährigen Schulzeit bis zum Abitur - in echten Ganztagsschulen gelingen, die, wenn sie gut konzipiert sind, ihre Vorteile in mehr Zeit und ihrem anderen Rhythmus von Anspannung, Entspannung und Vertiefung bei Unterricht und Lernen haben. Nach der Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG 2012-2015), die sich gerade auch mit der Wirkung der pädagogischen Arbeit solcher Schulen beschäftigt hat, verbessern gute Ganztagsangebote das Sozialverhalten, die Motivation und das Selbstkonzept von Schülern, was sich dann auch in besseren Schulnoten zeigt. Schulnoten, so die Studie, spiegelten schließlich – anders als Testwerte – nicht nur einzelne kognitive Fähigkeiten, sondern auch Motivation, Engagement und Verhalten. Letztere seien entscheidend für die zukünftige Entwicklung.

Es lohnt bei der derzeitigen Situation im Saarland auch, darüber nachzudenken, an den Gymnasien ein „Abitur im eigenen Takt“ zu anzubieten; dies würde der Vielfalt der Begabungen und unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten gerecht und den erwachsen Werdenden für ihr Lernen mehr Verantwortung übertragen, wozu sie im Übrigen schon früher herangeführt werden müssten. D.h. in der Oberstufe könnten die Schülerinnen und Schüler ihren individuellen Stundenplan aus Modulen selbst gestalten und ihr eigenes Tempo wählen. Zudem bietet die Tatsache, dass einige Gemeinschaftsschulen in der Oberstufe auch mit Gymnasien kooperieren, die Möglichkeit, zeitlich flexibel auf die Entwicklungsstufen der Schülerinnen und Schüler reagieren zu können.