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Rückkehr zu G 9 an Gymnasien in Kooperation mit Gemeinschaftsschulen prüfen - Eltern fordern individuelle Förderung als vorrangiges Ziel für Gymnasien

14. März 2014, Medienmitteilung und Newsletter 6/2014

In dieser Woche hat ein größeres Bündnis von Organisationen und Initiativen, darunter auch die Gesamtlandesschülervertretung des Saarlandes, gefordert, dass Bundesländer, die dies noch nicht eröffnet haben, die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ermöglichen, zumindest auf freiwilliger Basis und Entscheidung in den Schulgemeinschaften.

Die Landeselterninitiative für Bildung hat in den letzten Jahren die Art und Weise des Umstellungsprozesses von G 9 auf G 8 im Saarland immer wieder kritisiert und auf die höheren Belastungen eines Weges zum Abitur in acht Jahren hingewiesen (siehe unten Ergebnis einer Befragung im Jahr 2008 unter allen G 8- und G 9-Schülern im Saarland). Nachdem die beiden letzten Landesregierungen den Weg zu einem sog. Zwei-Säulen-Modell von gleichwertig nebeneinander stehenden Gymnasien (Abitur nach acht Jahren) und Gemeinschaftsschulen (Abitur nach neun Jahren) gewählt haben, hat die Elterninitiative vergeblich eindringlich die Vorlage eines Konzepts zur Entwicklung der Qualität von Unterricht und Lernen an den Gymnasien mit Schwerpunkt Individualisierung des Lernens gefordert, wie die Regierung es für die Gemeinschaftsschulen vorgegeben hat. Hier sieht die Initiative Handlungsbedarf bei Bildungsminister Commerçon. Das Saarland habe, zitieren die Eltern eine Studie der Bertelsmann Stiftung, bundesweit die höchste Quote an Schülern, die das Gymnasium verlassen; die Klassenwiederholungsrate liege über dem Bundesdurchschnitt. Die Initiative fordert zudem, dass die Regierung Lehrkräfte zur Fortbildung für Förderung verpflichtet und ihrer im Koalitionsvertrag bekundeten Absicht, für die Personalzumessung der Gymnasien eine Klassengröße von 25 in den Stufen 5 und 6 sowie eine Größe von 27 in den Stufen 7 bis 9 anzustreben, auch in die Tat umsetzt.

Nach Auffassung der Landeselterninitiative könnte ein Weg zu G 9 an Gymnasien dort geschaffen werden, wo sie in der Oberstufe zukünftig mit Gemeinschaftsschulen kooperieren werden. Diese Gymnasien könnten die zeitliche Alternative ab der Mittelstufe (Phase der Pubertät) anbieten. Diese Möglichkeit gelte es jetzt angesichts des größer werdenden Kreises von Befürwortern einer Rückkehr zu G 9 zu prüfen und mit Lehrern, Schülern und Eltern zu diskutieren.

Eine andere Alternative sieht die Initiative darin, an mehr Gymnasien Ganztagsklassen anzubieten bzw. sie zur gebundenen Ganztagsschule weiterzuentwickeln.

Die Initiative hat eine Umfrage bei den Leiterinnen und Leitern der Gymnasien gestartet, wie sie zu einer Rückkehr zu G 9 stehen. Nach ihrer Auffassung muss auch das Gymnasium produktive Antworten auf die zunehmende Heterogenität der Schülerinnen und Schüler einschließlich ihrer Beeinträchtigungen entwickeln, damit alle, um die es geworben und die es aufgenommen hat, „mitkommen“, mit Freude lernen und zu guten Leistungen gelangen können.

Notwendige Korrekturen am G 8:
- Überprüfung der Lehrpläne auf Erforderlichkeit der Inhalte und mögliche fächerübergreifende Synergieeffekte
- Ggf. Ausweitung der Lerneinheiten und Schaffung von Fächerverbünden, Einführung bzw. Verstärkung von Projektarbeit, außerschulischem Lernen und Modularisierung
- Mehr Lehrerzeit und –kompetenz an den Gymnasien für individuelle Förderung und auch Forderung, für Wiederholung und Vertiefung sowie praktische Anwendung
- Überprüfung der zur Verfügung stehenden Tageszeit für das Abitur in acht Jahren und der Rhythmisierung des Schultages, Schaffung eines Angebots an Gymnasien als echte Ganztagschulen, an denen die Lernzeit größer und besser rhythmisiert ist
- Entzerrung der Stundenpläne in den Klassenstufen 8-10
- Schulsozialarbeit als fester Bestandteil im Funktionsteam der Gymnasien verankern.

Ergebnis einer vergleichenden Befragung im Jahr 2008 unter allen G8- und G9-Schülern im Saarland:
- Während von den G 9-Schülern 13,7 % kommerzielle Nachhilfe in Anspruch nahmen, lag die Quote bei den G 8-Schülern bei 22,3 %. Von diesen G 8-Schülern erhielten 67 % Nachhilfe in Mathematik.
- Mehr G 8- als G 9-Schüler schaffen nach eigenen Angaben ohne Nachhilfe das Abitur nicht.
- Allgemein empfanden die G 8-Schüler die Leistungsanforderungen in der Oberstufe und die Arbeitsanforderungen durch Hausaufgaben und Lernen als stärker belastend; ihr Familienleben hat darunter gelitten.
- G 8-Schüler fühlten sich in der Schule häufiger überlastet, was sich dann auch in einer höheren Quote von gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit zeigte.
- G 8-Schüler wandten mehr Zeit für ihre Hausaufgaben auf, bereiteten sich weniger selbständig auf Kursarbeiten vor und litten eher unter gesundheitlichen Beschwerden durch die Schule als ihre Mitschüler aus dem G 9.

Hinweise:

Fundstelle der Studie "Schulformwechsel in Deutschland" der Bertelsmann Stiftung:

Nach § 2 der "Verordnung – Schulordnung – über die Bildungsgänge und die Abschlüsse der Gemeinschaftsschule" ist vorrangiges Ziel der Gemeinschaftsschule "die individuelle Förderung jeder Schülerin und jedes Schülers. Die Schul- und Unterrichtsgestaltung orientiert sich an den Lernvoraussetzungen und Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler und fördert diese in ihrer individuellen Entwicklung. Der Unterricht ist so zu gestalten, dass ihre Fähigkeiten, Begabungen und Interessen gestärkt und sie in ihrer Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft gefördert und gefordert werden".