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Entlastung für Lehrer – Anderes Lernen für Kinder – Förderung finanziell belohnen

Landeselterninitiative für Bildung gibt Anstöße zum Schulbeginn

Nicht „weniger Schüler = weniger Lehrer“, sondern „weniger Schüler = kleinere Klassen = individuelle Förderung“ ist für die Landeselterninitiative für Bildung der Schlüssel zur Entlastung von Lehrern und zu anderem Lernen für Kinder. Unter dem Aspekt der individuellen Förderung und des Eingehens auf Störungen bzw. auf abweichendes Verhalten sind große Klassen die erschwerende Bedingung an Schulen, wie Studien beweisen.* Deshalb müssten im Saarland als Grundvoraussetzung die Klassen kleiner werden**, damit Lehrer entlastet werden und anders unterrichten können.***

Zum anderen Unterricht gehört durchgängig das Konzept der individuellen Förderung, das zum zentralen Schlüssel geworden ist.  Es kommt in der modernen Wissensgesellschaft - so u.a. Andreas Schleicher, OECD - immer weniger auf die Reproduktion von Routinewissen und Algorithmen an, die man Schülern leicht im Gleichschritt vermitteln kann. Sondern auf vertieftes Verständnis sowie die Motivation und Begeisterung für lebensbegleitendes Lernen. Außerdem wird das Potenzial junger Menschen nicht ausreichend genutzt, wenn alle mit den gleichen Methoden gefördert werden und außer Acht gelassen wird, dass gewöhnliche Schüler außergewöhnliche Fähigkeiten haben, die es individuell zu finden und fördern gilt. Für diese Art des Unterrichtens brauchen Lehrer Unterstützung und Kooperationen.

Die Eltern fordern die Bildungspolitiker im Land auf, die strukturellen Barrieren, die Chancenungerechtigkeit verstärken, abzubauen und zu einem Bildungssystem zu kommen, das Kinder und Jugendliche nicht ständig vor Misserfolge und Sackgassen stellt. Äußere Strukturen allein seien nicht die Lösung, sondern wie man die Anreiz- und Unterstützungssysteme so ändern könne, dass die Schulen Verantwortung für individuelles Fördern übernehmen, anstatt diese abzuwälzen, indem man die Schüler los wird oder sitzen bleiben lässt. Das gehe bis zur Frage der Finanzierung.
Es gelte zum einen sicherzustellen, dass Schulen, die beispielsweise Schüler aus schwierigen sozialen Verhältnissen unterrichten, dazu bessere Ressourcen (z.B. mehr Lehrer) erhalten. Zum anderen sei notwendig, das „Sitzenbleiben“ möglichst auszuschließen. Es bringe dem einzelnen nichts und führe zur Stigmatisierung, schließlich koste es die Gesellschaft auch. Die direkten Kosten des „Sitzenbleibens“, wie sie ein Bildungsminister üblicherweise betrachte, seien nicht sehr hoch , aber die Kosten für die Gesellschaft lägen zwischen 15 000 und 18 000 Euro pro Schüler und Jahr. Wenn dieses Geld mobilisiert und in wirkliches Fördern gesteckt würde, könne damit unglaublich viel erreicht werden.

Im Vorfeld des im Schuljahr 2007/2008 beginnenden Projekts „Selbständige Schule“ hatte die Landeselterninitiative für Bildung gefordert, den Schulen die Entscheidung über längeres gemeinsames Lernen einzuräumen, ihnen eine Entwicklung zur Ganztagsschule zu gestatten, Qualitätskriterien aufzustellen und insbesondere die Schulen bei der Verbesserung ihrer Qualität personell mit zusätzlichen Lehrerstellen zu unterstützen sowie ihnen gezielte Fortbildungsangebote über z.B. Unterrichtsentwicklung und pädagogisches Management zukommen zu lassen. Nichts davon sei berücksichtigt worden. Es sei "keine Investition in die Zukunft, wenn man nicht das pädagogische Personal und den Handlungsrahmen für mehr Qualität an Schulen bereitstelle", sagte Bernhard Strube, der Sprecher der Landeselterninitiative für Bildung.

Fußnoten
*    Siehe u.a. „Klassengröße: eine wichtige Variable von Schule und Unterricht?“, Grit im Brahm, in Bildungsforschung 2006, mit Nachweis der Studien
**   In Bayern haben in diesem Jahr Eltern 180 000 Unterschriften für kleinere Klassen gesammelt und dem Bildungsminister übergeben.
*** An den allgemein bildenden Schulen (Sekundarstufe I) sind im Saarland durchschnittlich die zweitgrößten Klassen aller Bundesländer gebildet. Durch die Schließung der Grundschulen hat der Anteil der Klassen mit 21 bis 25 Schülern um rund ein Drittel zugenommen (von 713 bei insges. 2 016 auf 832 bei insges. 1 750 = 34,4 %), der Anteil der Klassen mit 26 und mehr Schülern hat sich mehr als verdoppelt (von 109 bei insges. 2 016 auf 219 bei insges. 1 750 = 131,5 %). Drei Viertel (= 75,7 %) der Klassen an Gymnasien im Saarland (Sekundarstufe I) haben 26 und weit mehr Schüler. Trotzdem, dass das Saarland mit die größten Gymnasiumsklassen aller Bundesländer hat, plant das Bildungsministerium, in den Schuljahren 2007/08 bis 2013/14 zusammen 115  Gymnasiallehrer weniger einzustellen als in Ruhestand gehen.