16.2.2011, Newsletter 11/2011 und Medienmitteilung
Nach Auffassung der Landeselterninitiative für Bildung entpuppt sich das Angebot der Landesregierung von 90 Lehrern für die sog. Lehrerfeuerwehr im Zusammenhang mit den Verhandlungen zur Einführung der Gemeinschaftsschule bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung. Legt man nämlich zugrunde, dass der Bildungsminister bei der neuen Schulform im Durchschnitt 26 Schüler je Klasse anstrebt, ergeben sich im Vergleich zu heute für 2012/13, dem Jahr der Einführung der Gemeinschaftsschule, ca. 300 Planstellen als Einsparpotenzial und fünf Jahre später fast 600 Stellen. Deshalb muss der Minister verbindlich erklären, dass er die durch den Rückgang der Schülerzahlen gewinnbare Lehrerzeit komplett im Schulsystem lasse und wie er sie für die Verbesserung der Qualität von Unterricht und Lernen tatsächlich nutzen werde, bevor eine Verfassungsänderung beschlossen werden soll. Die durchschnittliche Klassengröße von 26 Schülern an den Gemeinschaftsschulen bleibt sonst als Zielmarke für die Zusammenlegung von Schulen und Einsparung von Personal im Raum.
Den Schulen hilft eine auf Landesebene stärkere Lehrerfeuerwehr im Übrigen nicht, den täglich für ein oder mehrere Tage eintretenden Ausfall von Lehrkräften mit einem Vertretungsplan aufzufangen. Dafür brauchen sie vor Ort mehr Lehrerzeit, denn die Lehrerfeuerwehr tritt dafür nicht ein. Sie brauchen aber vor allem mehr Lehrerzeit, wenn an den Schulen individuelle Förderung ernst genommen und praktiziert werden soll, etwa durch unterschiedliche Aufgabenstellungen und zusätzliche Lernbegleitung bei einzelnen Schülern.
In ihrem Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien versprochen: "Alle aufgrund rückläufiger Schülerzahlen rechnerisch frei werdenden Lehrerstellen werden wir für bildungspolitische Maßnahmen einsetzen – insbesondere für die frühkindliche Bildung, die individuelle Förderung und die Vermeidung von Unterrichtsausfällen und zur Qualitätsverbesserung." Nach Auffassung der Landeselterninitiative ist es doch nur redlich, vor Verfassungsänderung insoweit verbindliche Konzepte auf den Tisch zu legen.
Die Landeselterninitiative hat die "Prognose der Schüler/innen und Klassen" für Gesamtschulen und Erweiterte Realschulen des Ministeriums für Bildung vom 10.1.2010 ausgewertet und untersucht, wie viel Lehrerplanstellen in den nächsten Jahren rechnerisch frei werden: Alle Klassen der beiden Schulformen Erweiterte Realschulen und Gesamtschulen zusammen, die in Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden sollen, haben in den Klassenstufen 5 bis 10 im laufenden Schuljahr landesweit eine durchschnittliche Größe von 23,9 Schülern je Klasse. Bliebe es bei der Anzahl der Klassen, liegt die durchschnittliche Größe wegen zurückgehender Schülerzahlen im Schuljahr 2012/13, dem geplanten Beginn der Gemeinschaftsschule, bereits bei 22,5 Schülern je Klasse. Fünf Jahre später, im Schuljahr 2017/18, wären es noch 19,1 Schüler je Klasse, Tendenz weiterhin fallend. Verglichen mit einer geplanten durchschnittlichen Klassengröße von 26 Schülern an den Gemeinschaftsschulen beziffern die Landeselterninitiative die sog. demografische Rendite aus beiden Schulformen im Jahr der Einführung der Gemeinschaftsschule mit rund 14 % der heutigen Planstellen. Das wären bei 2.212 Lehrerstellen (1.389 in Erweiterten Realschulen und 823 in Gesamtschulen im Haushalt 2011) rund 300 Stellen bzw. jährlich 15 Mio Euro Personalkosten. Die Differenz von 26 zu 19 Schülern je Klasse in 2017/2018 läge im Vergleich zu heute bei rund 27 % oder 595 Planstellen (= 30 Mio Euro) jährlich.
(Übersicht der Entwicklung auch hier zum Download)