21.1.2011, Medienmitteilung und Newsletter 5/2011
Die Landeselterninitiative für Bildung hat die Landesregierung und die Oppositionsparteien in einem Brief nach dem sog. 4. Bildungsgipfel aufgefordert, die zwischen ihnen erzielten Übereinkünfte und noch bestehenden Differenzen gemeinsam aufzuschreiben und ins Internet zu stellen. "Wir Eltern wollen an dem Austausch von Argumenten in dieser für die Bildung unserer Kinder so wichtigen Angelegenheit teilhaben. Eine solche Transparenz schulden Sie der Demokratie", schrieben die Eltern. Es sei schwierig geworden, die inzwischen eingenommenen Positionen zu Schulstruktur, Personal und Pädagogik auseinanderzuhalten und sich ein eigenes Bild zu machen. Der politische Prozess müsse durchschaubar bleiben, das stärke das Vertrauen in die Politik.
Die Eltern wollen auch wissen, inwieweit das Versprechen der Regierung eingelöst wird, die sog. demografische Rendite im Bildungssystem zu belassen, sprich die durch die zurückgehenden Schülerzahlen gewonnenen Ressourcen für Verbesserungen einzusetzen. In ihrem Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien versprochen: "Alle aufgrund rückläufiger Schülerzahlen rechnerisch frei werdenden Lehrerstellen werden wir für bildungspolitische Maßnahmen einsetzen – insbesondere für die frühkindliche Bildung, die individuelle Förderung und die Vermeidung von Unterrichtsausfällen und zur Qualitätsverbesserung." Wie viel Lehrerplanstellen in den nächsten Jahren rechnerisch frei werden, hat die Elterninitiative untersucht. Dazu hat sie die "Prognose der Schüler/innen und Klassen" für Gesamtschulen und Erweiterte Realschulen des Ministeriums für Bildung, die ihr am 10. Januar auf Anfrage zur Verfügung gestellt wurde, ausgewertet. Alle Klassen der beiden Schulformen zusammen betrachtet haben in den Klassenstufen 5 bis 6 im laufenden Schuljahr eine durchschnittliche Größe von 24,4 Schülern je Klasse; in den Klassenstufen 7 bis 10 von 23,7. Bliebe es bei der Anzahl der Klassen, wenn jede Erweiterte Realschule und Gesamtschule in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt wird, läge die durchschnittliche Größe wegen zurückgehender Schülerzahlen im Schuljahr 2012/13, dem geplanten Beginn der Gemeinschaftsschule, bereits bei 22,4 Schülern je Klasse in Stufe 5 bis 6 und bei 22,5 in Stufe 7 bis 10. Fünf Jahre später, im Schuljahr 2017/18, wären es in 5 und 6 gerade noch 19,7 Schüler je Klasse und in 7 bis 10 noch 18,9 (rund 19 in Stufe 5 bis 10), weiterhin fallend.
Quelle: Ministerium für Bildung, Prognosezahlen 10.1.2011, eigene Berechnungen
Die sog. demografische Rendite aus beiden Schulformen beziffern die Eltern im Jahr fünf nach Einführung der Gemeinschaftsschule mit rund 20 % der heutigen Planstellen. Das wären bei heute 2.212 Lehrerstellen in Erweiterten Realschulen (1.389 im Haushalt 2011) und Gesamtschulen (823) rund 440 Stellen bzw. 22 Mio Euro Personalkosten jährlich. Bildungsminister Kessler solle erklären, wie viel er davon wofür nutzen will. Sein Angebot einer durchschnittlichen Klassengröße von 26 Schülern an den Gemeinschaftsschulen werten die Eltern als Absicht, Schulen zusammenzulegen und Personal einzusparen, denn die Differenz von 26 zu 19 Schülern je Klasse in 2017/2018 liege im Vergleich zu heute bei rund 27 % oder 595 Planstellen (= 30 Mio Euro) jährlich.
Zum Download: Darstellung der Entwicklung der Klassenstärken.