Willkommen / Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv
Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv

Bildungssystem im Saarland sozial ungerecht - Qualitätsverbesserungen unabdingbar

23. März 2012, Medienmitteilung und Newsletter 7/2012

Die Landeselterninitiative für Bildung hat das Bildungssystem im Saarland als sozial ungerecht bezeichnet und damit auf die Studie "Chancenspiegel" der Bertelsmann-Stiftung reagiert, die Anfang der vergangenen Woche bekannt wurde. Bildungserfolg hänge übermäßig von der sozialen Herkunft ab. Ein Kind aus der obersten Gruppe der Gesellschaft habe eine mehr als 7-fach höhere Chance, ein Gymnasium zu besuchen, als ein Kind aus der untersten Gruppe. Die Eltern sehen darin ein Armutszeugnis für die Bildungspolitik. Die neue Landesregierung müsse alle Kraft aufwenden, um in der Verbesserung der Qualität von Unterricht und Lernen sowie der individuellen Förderung hinter den Türen der Schulen einen Schwerpunkt zu setzen und die Landesinvestitionen in Bildung aus der seit Jahren bestehenden Länder-Schlusslichtposition heraus anzuheben.

Bei ihrer Analyse der Durchlässigkeit des Bildungssystems hätten die Autoren des Chancenspiegels dem Saarland "eine gute Note" gegeben, aber den Vergleich nur auf die zweitunterste Gruppe der Gesellschaft bezogen. Dies habe sich bei einem Briefwechsel und Gespräch mit einem der Autoren der Studie bestätigt. Nehme man aber die von Soziologen so genannte unterste Klasse der un- und angelernten Arbeiter, ergäbe sich für deren Kinder eine desolate Situation.

Hintergrund:

Am 12.3.2012 berichtete die Saarbrücker Zeitung auf Seite 1 zum "Chancenspiegel" der Bertelsmann-Stiftung: "Gute Noten erhielt das saarländische Schulsystem bei der Durchlässigkeit. Die Chance eines Kindes aus oberen Sozialschichten, das Gymnasium zu besuchen, sei zwar dreimal höher als die eines Kindes aus unteren Schichten - im Bund aber 4,5-mal höher". Ähnlich auch der Saarländische Rundfunk im Saartext.

Nach Auswertung der Studien, mit deren Daten die Autoren des Chancenspiegels arbeiten, ergibt sich folgendes Bild:

Ein Vergleich der oberen mit der unteren Randgruppe der Bevölkerung zeigt, dass bei gleicher Lesekompetenz in Deutsch die Chance für ein saarländisches Kind mit mindestens einem Elternteil aus der oberen Dienstklasse (EGP-Klasse I, bundesweit 23,1% aller Schüler) eine mehr als 7-fache höhere Chance hat ein Gymnasium zu besuchen als ein Kind von un- und angelernten Arbeitern (EPG-Klasse VII, bundesweit 20,8% aller Schüler). Dies ist bundesweit der drittschlechteste Wert.

Quellen:

Köller, Olaf, Michel Knigge und Bernd Tesch (Hrsg.). Sprachliche Kompetenzen im Ländervergleich. Münster 2010, Kapitel 6.3 Soziale Disparitäten bei der Bildungsbeteiligung

Ehmke, Timo, und Nina Jude. Soziale Herkunft und Kompetenzerwerb. PISA 2009. Bilanz nach einem Jahrzehnt. Hrsg. Eckhard Klieme, Cordula Artelt, Johannes Hartig, Nina Jude, Olaf Köller, Manfred Prenzel, Wolfgang Schneider und Petra Stanat. Münster 2010. 231-254.