23.04.2020, Medienmitteilung
26.04.2020, Newsletter 4/2020
Das Bildungsministerium hat in eigenen Telefonkonferenzen auch der Ministerin mit Vertretern von Schülern und Eltern die schrittweise Öffnung der Schulen ausgiebig besprochen. Diese direkte Kommunikation haben wir gelobt. Wir haben ein ernstes Interesse wahrgenommen, alle Fragen zur geplanten Schulöffnung und zu den Abschlussprüfungen aufzunehmen und Anregungen nachzugehen.
Für uns steht an erster Stelle, dass die notwendigen Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen auf dem Weg zur Schule und in der Schule tatsächlich gewährleistet werden und dass die Gesundheitsbehörden die Vorbereitungen der Schulträger auch überprüfen, ebenso die Durchführung. Denn die hygienischen Verhältnisse sind an vielen Schulen erbärmlich.
Da nicht alle Schüler gleichzeitig in die Schulen zurückkehren, sollte eine Chance vor allem auch denjenigen gegeben werden, die Unterstützung besonders dringend nötig haben. Das haben wir in der Telefonkonferenz betont. Gerade auf viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien wirken sich die Schulschließungen negativ aus: Es fehlen vielfach nicht nur die erforderlichen digitalen Geräte und der Internetzugang. Vor allem sind die Möglichkeiten der familiären Unterstützung eingeschränkt, denn nicht alle Eltern beherrschen das in Schule geforderte Deutsch und sind vertraut mit den Bildungsinhalten. Daher muss hier dringend gegengesteuert werden (dazu unten Anmerkung 1).
Die Landeselterninitiative für Bildung hat zudem angeregt zu erheben, in welchen Haushalten die technische Ausstattung für Unterricht und Lernen auf Distanz nicht ausreicht. Hier muss aus vorzuziehenden Mitteln des Digitalpaktes und aus - nicht zu geringen, wie gerade beschlossen! - Geldern des Bildungs- und Teilhabepaketes schnell ausgeholfen werden (dazu unten Anmerkung 2).
Anmerkung 1:
Die Gefahr, dass die Schulschließungen Bildungsungleichheit vergrößern, sehen auch viele Lehrkräfte. So geht aus dem Deutschen Schulbarometer Spezial Corona-Krise – einer Forsa-Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT – hervor, dass 86 Prozent Lehrkräfte befürchten, dass sich die soziale Ungleichheit durch die Schulschließungen weiter verstärkt. Die Umfrage zeigt auch, wie häufig beim Homeschooling der Kontakt abbricht: 37 Prozent der Lehrkräfte sind demnach mit weniger als der Hälfte ihrer Schüler in regelmäßigem Austausch.)
Anmerkung 2:
Wie sehr das Homeschooling die sozialen Ungleichheiten im deutschen Bildungswesen zu verschärfen droht, zeigt nun auch eine Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW 20.4.2020). Zum Beispiel: Nur knapp 15 Prozent der Zwölfjährigen und 27 Prozent der 14-Jährigen aus Hartz-IV-Haushalten besitzen einen eigenen Rechner, den sie auch für die Schule nutzen können. Unter allen Zwölfjährigen sind es fast 28 Prozent, unter allen 14-Jährigen beinah 42 Prozent. Auch die Eltern besitzen oft kein Gerät. Hausaufgaben online korrigieren, Fragen im Chat beantworten, die Klasse zu virtuellen Stunden zusammenrufen und per Videokonferenz die Anwesenheit kontrollieren: All diese Homeschooling-Möglichkeiten scheitern, wenn in den Familien die Technik fehlt.)
Gerade hat der Koalitionsausschuss auf Bundesebene ein Sofortausstattungsprogramm beschlossen, welches mit 500 Millionen Euro den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur fördern soll. Mit diesem Geld sollen Schülerinnen und Schüler aus ärmeren Haushalten mit 150 Euro für die Anschaffung digitaler Endgeräte unterstützt und die Schulen gefördert werden, um professionelle Online-Angebote zu entwickeln. Dabei muss doch allen Beteiligten klar sein, dass Familien, die sich bisher die Anschaffung eines digitalen Endgerätes für ihr Kind nicht leisten können, dies auch mit 150 Euro mehr nicht schaffen werden. Unsere Grundforderung bleibt daher, dass Digitalpaktmittel herangezogen werden müssen, um einen sozialen Ausgleich herzustellen.
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Fragen und Antworten zur stufenweisen Öffnung der Schulen, zur vorübergehenden Schulschließung, zur Notfallbetreuung und zur Plattform ONLINE Schule Saarland, die fortlaufend ergänzt werden, sind hier zu finden: corona.saarland.de/DE/schulenundkitas/faq-schule/faq-schule_node.html
Die Seite geht u.a. auch auf unsere Anregung in einer Telefonkonferenz zurück.
Der Musterhygieneplan vom 24.4.2020 für die Schulen im Saarland steht hier zum Download zur Verfügung: corona.saarland.de/DE/service/medieninfos/_documents/pm_2020-04-24-hygienplan-schule.html