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Zur Regierungserklärung von Bildungsminister Kessler: In erster Linie Qualität in den Schulen gewährleisten!

26.8.2010, Newsletter 21/2010, Medienmitteilung

Die Regierungserklärung des Bildungsministers finden Sie hier zum Download.

Als Mitinitiatorin des "Gemeinsamen Appells für gelingende Schulen! Kein 5. Grundschuljahr!" hat die Landeselterninitiative für Bildung den Vorwurf von Bildungsminister Kessler zurückgewiesen, den Beteiligten müsse man das "ernsthafte Interesse an einem konstruktiven Dialog" absprechen. Die Aktion der Landeselterninitiative für Bildung, der Landeselternvertretungen Grundschulen, Erweiterten Realschulen, Gymnasien und der Gesamtlandesschülervertretung  läuft geradezu darauf hinaus, mehr Qualität von Unterricht sowie Lernen an den Schulen zu erreichen und dazu für die Schulgemeinschaften die Voraussetzungen zu schaffen wie kleinere Klassen, mehr Gestaltungsfreiheit und Zeit für die Lehrer, einen anderen Unterrichtsrhythmus, vor allem eine Differenzierung und Individualisierung des Lernens mit verbindlichen Förderkonzepten an allen Schulen einschließlich entsprechender Fortbildung und berufsbegleitender Unterstützung für die Lehrer. Ihr Engagement für erfolgreicheres Lernen muss gestärkt werden, und ihre ohnehin knappen Ressourcen sollten nicht in fragwürdigen Strukturveränderungen wie einem 5. Grundschuljahr verpulvert werden.

Für die "Werbetour" (SZ) des Ministers mit seinem Konzept und die Diskussion um einen besseren Weg hat die Landeselterninitiative eine umfangreiche Analyse der Wirkung der Schulpolitik im Vergleich zu den anderen Bundesländern erarbeitet. Sie ist hier zum Download verfügbar. Eben um zu einem konstruktiven Dialog beizutragen. Daraus ergibt sich, dass das Saarland z.B. bei den erteilten Unterrichtsstunden je Schüler in den einzelnen Schulformen auf den hinteren Plätzen liegt und die Klassen zu groß sind. Fast 40 % der Lehrer scheiden wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig aus ihrem Beruf, der höchste Grad in Deutschland. Im Saarland müssen Eltern weit mehr Geld für Nachhilfe ausgeben und damit ein privat finanziertes Unterstützungssystem in Anspruch nehmen als in fast allen anderen Bundesländern. Das Saarland verzeichnet im Vergleich zu den anderen Bundesländern die meisten frühen Schulabgänger und nach Bremen die meisten Personen mit niedrigem Bildungsstand. 16,3 % der Bevölkerung zwischen 18 und 25 Jahren verfügen über keinen Abschluss im Sekundarbereich II. Damit ist das Saarland Schlusslicht (Bundesdurchschnitt 12,7 %). Beim Anteil der 25- bis unter 65-Jährigen ohne beruflichen Abschluss und ohne (Fach-)Hochschulreife liegt das Saarland mit 20,2 % auf einem traurigen zweitletzten Platz (Bundesdurchschnitt 15,6 %).

Die Landeselterninitiative lehnt alle Versuche ab, Schulen zu immer stärker selektiven Systemen zu entwickeln, und unterstützt alle Bemühungen, die dazu führen, dass alle Kinder und Jugendlichen mit ihren individuellen Begabungen und Beeinträchtigungen möglichst lange gemeinsam lernen können. Ideal wäre ein längeres gemeinsames Lernen über die Dauer der Pflichtschulzeit. Dass sie hierfür Angebote machen wolle, ist bei der Landesregierung ausgeschlossen, soll doch die gemeinsame Lernzeit in der Verfassung auf fünf Grundschuljahre festgeschrieben werden. In nahezu allen europäischen Ländern lernen heute alle Kinder sechs oder mehr Jahre gemeinsam und die Hälfte der europäischen Länder hat inzwischen eine für alle gemeinsame Schule für die gesamte Dauer der Schulpflicht. Ein 5-jähriges gemeinsames Lernen findet sich jedoch in keinem OECD-Land und das aus gutem Grund, denn solches verschiebt die Selektion lediglich um ein Jahr.

Zustimmung findet bei der Landeselterninitiative eine Änderung der Verfassung, wenn sie verbunden ist mit Schulformen im Sekundarbereich, in denen ein längeres gemeinsames Lernen bei gleicher Qualität verwirklicht wird. Eine Differenzierung von Schulformen darf nicht dazu führen, dass eine als die schlechtere Wahl oder als Selektion empfunden wird oder zu einer Art Auslese führt. Als Anhalt dient uns das Konzept des Schengen-Lyzeums, das dem der finnischen Schulen ähnelt, mit kleineren Klassen, mehr Zeit für Lernen, einem ausgeklügelten Förderkonzept, sozialpädagogischer Arbeit, Aufrücken der Schüler bis Klasse 9 ohne Sitzenbleiben, berufbildendem oder allgemeinbildendem Abschluss in Klasse 12.