27.03.2014, Newsletter 7/2014 und Medienmitteilung
Die Landeselterninitiative für Bildung hat die Landesregierung und gegenüber dem Wissenschaftsausschuss des Landtages kritisiert, mit der Zurückführung des Globalhaushaltes der Universität bis zum Jahr 2020 einen falschen Politikansatz zu wählen. Wenn es richtig ist, dass sich das Land, weil es Stabilitätshilfen erhält, keine besseren Standards als der Durchschnitt der Länder leisten könne, muss die Universität bei Einsparungen außen vor bleiben - u.U. mit Ausnahme des medizinischen Bereichs. Für Studierende wird nämlich im Saarland nach dem kürzlich veröffentlichten Bildungsfinanzbericht weit weniger ausgegeben als in allen anderen Bundesländern. Die laufenden Ausgaben je Studierender (ohne Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften) lagen danach im Saarland im Jahr 2010 am niedrigsten von allen Bundesländern (4 600 € je Studierender) (Quelle: Statistisches Bundesamt - Bildungsfinanzbericht 2013 - Seite 63 - veröffentlicht am 26.2.2014; der Bildungsfinanzbericht wurde vom Statistischen Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Kultusministerkonferenz erstellt.
Wir weisen im Übrigen darauf hin, dass die Unternehmensberatung PWC in ihrem Bericht „Analyseergebnisse aus der Haushaltsstrukturkommission des Saarlandes“ aus dem Jahr 2011 (ab Seite 21), der Grundlage für die Sparentscheidungen des Landes ist, „in der Gesamtbetrachtung des Hochschulbereichs kein rechnerisches Einsparpotenzial“ gesehen hat, mit Ausnahme eines Konsolidierungspotenzials im medizinischen Bereich (Seite 22).
Entscheidungen über finanzielle Rahmenbedingungen für die Universität dürfen nach unserer Auffassung nicht zu einer Verstärkung der Bildungsungerechtigkeit führen. Hier die Familien insbesondere der unteren Einkommensschichten, die ihren Kindern ein Studium außerhalb des Saarlandes mit den damit verbundenen höheren Kosten nicht finanzieren können, dort diejenigen, die ein Wegbrechen von Studiengängen für ihren Nachwuchs mit Geld ausgleichen können. Die Regierung hat auch eine „Verantwortung für die soziale Mobilität“.
Das Studienplatzangebot saarländischer Hochschulen, so eine aktuelle Analyse von uns, ist heute schon geringer als junge Leute, die im Saarland eine Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, Studienplätze belegen. Und zwar um rund 6 050 Plätze. Dieses negative Saldo darf nicht noch durch drastische Einsparungen bei der Breite und Qualität des Angebots verstärkt werden, wenn man junge Leute nicht verlieren will. (Das negative Saldo belegt die aktuelle vom Statistischen Bundesamt erschienene Veröffentlichung "Nichtmonetäre hochschulstatistische Kennzahlen, 1980 - 2012": Die Wanderungsbewegungen der Studierenden in Deutschland im Jahr 2012 weisen für das Saarland ein negatives Saldo von 6 051 Studierenden aus (24 654 Studierende im Saarland mit Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung in anderen Bundesländern im Vergleich zu 30 705 Studierenden außerhalb des Saarlandes mit Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung im Saarland). (Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11 Reihe 4.3.1, Nichtmonetäre hochschulstatistische Kennzahlen, 1980 - 2012, Tabelle 20, erschienen am 3.2.2014)
Die Landeselterninitiative fordert zudem den Erhalt einer breiten und guten Lehrerbildung an der Universität. Während andere Bundesländern mehr und mehr mit direkter Verbeamtung und Geld um Absolventen des Lehramtsstudiums werben, muss ein Studienangebot erhalten bleiben, das gegen das Abwandern des pädagogischen Nachwuchses für die Schulen wirkt.
Gegenüber der Empfehlung des Wissenschaftsrates, dass die Universität ein Studium für das Lehramt in Kooperation mit mehreren Standorten anderer Hochschulen organisieren sollte, haben wir die Sorge, dass durch den erheblich höheren organisatorischen und finanziellen Aufwand für die Studierenden (durch das Studium an zwei oder mehr Standorten) nicht nur die Qualität, sondern vor allem auch die Attraktivität des Studiums massiv leiden wird. Was dazu führen wird, dass viele Studieninteressierte sich dann ganz für ein Studium an einer anderen Hochschule entscheiden werden. Vergleicht man die angebotenen Fächer an den benachbarten Hochschulen (z.B. in Kaiserslautern), steht zu befürchten, dass dies gerade die Mangelfächer im MINT-Bereich betreffen wird.