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Landeselterninitiative für Bildung fordert die Landesregierung auf, das Ergebnis des Volksentscheids in Hamburg als Fingerzeig zu nehmen und alle Kräfte und Mittel in die Verbesserung der Unterrichtsqualität einzubringen

28.7.2010, Newsletter 18/2010, Medienmitteilung

Nach Auffassung der Landeselterninitiative für Bildung sollte die Landesregierung das Ergebnis des Volksentscheids in Hamburg (18.7.2010) als Fingerzeig nehmen und gleich alle Kräfte und Mittel in die Verbesserung von Unterricht und Lernen in den Schulen einzubringen, statt hartnäckig für ein kümmerliches längeres gemeinsames Lernen mit einem 5. Grundschuljahr Lehrer, Eltern, Schüler, Schulverwaltungen und Schulträger zu beschäftigen. Seht man sich Kennzahlen an, die als statistische Informationen zu Aussagen über die Wirkung der saarländischen Schulpolitik herangezogen werden können (siehe www.eltern-fuer-bildung.de/ueber-uns.10.0.html), dann haben die Schulen im Saarland dringend und zuerst eine innere Schulreform nötig: mit einem rhythmisierten Ganztagsbetrieb, mit kleineren Klassen, mit mehr Freiheit für alternative Arbeitsformen und größeren Zeitfenstern für Themen und Inhalte, mit einer Differenzierung und Individualisierung des Lernens, mit verbindlichen Förderkonzepten, und nicht zuletzt: mit entsprechender Fortbildung und berufsbegleitender Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer. Das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer für erfolgreicheres Lernen sollte gestärkt werden, und ihre ohnehin knappen Ressourcen sollten nicht in fragwürdigen Strukturveränderungen verpulvert werden.
Wir fragen uns: Welche Auswirkungen hat ein 5. Grundschuljahr im Schulsystem? Schafft es nur neue Probleme statt bessere Übergänge? Ist es überhaupt geeignet, Übergangsentscheidungen sicherer zu machen, oder verschiebt es diese lediglich um ein Jahr? Kann die notorische Bildungsbenachteiligung auf diese Weise gemildert werden?  Welche Mittel und Kräfte würden dafür benötigt? Wären sie nicht besser direkt in die Qualität des Lernens investiert?

Zustimmung findet bei uns eine Änderung der Verfassung, wenn sie verbunden ist mit einer neuen Schulform im Sekundarbereich neben dem Gymnasium, in der ein (echtes) längeres gemeinsames Lernen verwirklicht wird. Eine Differenzierung von Schulformen im Sekundarbereich muss nach unserer Auffassung gewährleisten, dass keine als die schlechtere Wahl oder als Selektion empfunden wird oder dass die Differenzierung nicht zu einer Art Auslese führt. Als Vorbild für eine neue Schulform sehen wir das Konzept des Schengen-Lyzeums.

Verärgert sind wir über den Termin für die Bekanntgabe des Konzepts um das 5. Grundschuljahr. Gerade als für Lehrer, Schüler und Eltern die Ferien begonnen hatten und viele zum Urlaub außer Landes waren, stellten der Ministerpräsident und der Bildungsminister ihr umstrittenes Konzept für das 5. Grundschuljahr vor. Das sehen wir als Missachtung der Betroffenen. Denn viele von uns konnten und können deshalb die begonnene öffentliche Diskussion nicht verfolgen.

 

Landeselterninitiative für Bildung begrüßt Einlenken des Ministers bei der Nachmittagsbetreuung und fordert den Ausbau echter Ganztagsschulangebote

Die Landeselterninitiative für Bildung begrüßt das Einlenken des Ministeriums, wenn im neuen Schuljahr 2010/2011 zusammen 797 anstatt der ursprünglich geplanten 750 Gruppen in der Nachmittagsbetreuung bewilligt werden und damit zusätzliche Plätze für 920 Kinder angeboten werden können. Nicht akzeptabel ist für uns allerdings, dass die Plätze zu Lasten der Qualität finanziert werden. Durch das Zurückstellen von Fördergeldern in Höhe von 75€ je Kind werden viele außerschulische Projekte der Nachmittagsbetreuung, beispielsweise mit Musikschulen, Sportvereinen und Theatergruppen, gefährdet und finden womöglich nicht mehr statt. Hier bleiben wir dran.

Weiterhin zeigen die Zahlen eine gravierende Schieflage zu Ungunsten echter Ganztagsschulangebote. So stehen 747 Betreuungsgruppen lediglich 50 Ganztagsklassen gegenüber. Wenn die Landesregierung ihren Koalitionsvertrag ernst nimmt, muss sie nun handeln. Die Hürden sind bislang zu hoch, und den Schulen und Schulträgern fehlt die notwendige Unterstützung. Eltern, Schulen und Kommunen sind aufgerufen, sich weiterhin einzubringen, damit Konzepte für echte Ganztagsschulen erarbeitet und Anträge auf Einrichtung echter Ganztagsschulen beim Bildungsminister gestellt werden. Echte Ganztagsschulen rhythmisieren den Tagesablauf, führen zu einem höherem Leistungsniveau und sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Kinder individuelle Leistungsunterschiede ausgleichen sowie ein schlechtes außerschulisches Lernumfeld überwinden können, wie dies bei den bisherigen einzigen sechs echten Ganztagsschulen im Saarland mit ihrem eigenen Bildungskonzept und ihrem eigenen Rhythmus auch der Fall ist. Dabei geht es nicht um die bloße Ausdehnung des (heute geläufigen) Unterrichts von fünf auf acht Stunden, sondern um verändertes Lernen. Um die Wandelung der Schule als Anstalt konzentrierter Belehrung in eine Schule als geordneten Lebens- und Erfahrungsraum. Lernen kann dort zur „Vorfreude auf sich selbst werden“, die gemeinsame „Lernzeit“ wird höher, der Druck wird aus dem System genommen.