Willkommen / Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv
Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv

Landeselterninitiative für Bildung begrüßt Einsicht in individuelle Förderung am Gymnasium

Die Landeselterninitiative für Bildung begrüßt die Einsicht in die Notwendigkeit individueller Förderung an Gymnasien bei Bildungsministerin Kramp-Karrenbauer. Wir sehen die Bereitschaft als Durchbruch und Ergebnis beharrlicher guter Argumente auf Elternseite. Wir müssen aber noch weiter kommen; den Gymnasien muss mehr pädagogischer Freiraum für die Rhythmisierung des Schultages gegeben werden. Erfolgreiches Lernen erfordert eine pädagogisch sinnvolle Abwechslung von längeren Lerneinheiten und Freizeitgestaltung, was nur in rhythmisierten, echten Ganztagsschulen realisierbar sei. Dafür muss es überhaupt mal ein Angebot geben. Ein flächendeckendes Angebot, damit Eltern und Schüler Wahlfreiheit haben. Zudem muss die Landesregierung an den Schulen eine sozialpädagogische sowie schulpsychologische Beratung als Unterstützung des Lernens aufbauen.

In einer Pressemitteilung hat Bildungsministerin Kramp-Karrenbauer heute bekannt gegeben:
"Praxisempfehlungen für G8
Auf der Grundlage der von der Kultusministerkonferenz im Sommer festgelegten Stundenregelungen für die gymnasiale Schulzeit haben die Vereinigung der Oberstudiendirektoren und der Philologenverband Saar folgende  Vorschläge erarbeitet:
- in den Klassen fünf und sechs findet kein verpflichtender Nachmittagsunterricht statt (Ausnahme z. B. musikalischer Zweig),
- an Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht soll grundsätzlich in Doppelstunden unterrichtet werden,
- Einhaltung entsprechender Pausenregelungen, um Schülerinnen und Schülern eine ausreichende Mittagspause zu garantieren,
- Förderstunden zur individuellen Förderung,
- Lehrerfortbildung im Fach Mathematik an den Schulen in Kooperation mit der Universität des Saarlandes.
Diese Vorschläge werden nun der Landeselternvertretung Gymnasien und den Schulen als Diskussionsgrundlage zur Verfügung gestellt. Je nach Rückmeldung wird dann zeitnah über eine verbindliche Einführung entschieden."

In Veröffentlichungen und Veranstaltungen haben wir immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wie notwendig es ist, an Gymnasien mehr für die Entwicklung der unterschiedlichen Begabungen und Talente zu tun und individueller auf die Kinder und Jugendlichen einzugehen. Dazu zwei Beispiele von vielen:

Medienmitteilung Landeselterninitiative für Bildung
Saarbrücken, 5. August 2008

Sitzenbleiben abschaffen, individuelle Förderung als "Pflichtfach" für Schulen - Eltern fordern ehrgeizige Bildungsziele

Etwa 400 Schülerinnen und Schüler wiederholen im Saarland jährlich freiwillig das Schuljahr, 2.900 aber müssen wiederholen (250.000 sind es in Deutschland). Hinzu kämen jährlich 1.000 Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium abbrechen müssten. Auf diese "schulische Praxis des Versagens" hat die Landeselterninitiative für Bildung zum Beginn des neuen Schuljahres aufmerksam gemacht. "Es muss endlich über das pädagogisch fragwürdige und aufwändige Sitzenbleiben und das Auslesesystem an Schulen nachgedacht werden", sagte der Sprecher der Initiative Bernhard Strube. "Nie mehr sitzen bleiben und individuelle Förderung als Pflichtfach für Schulen" sollten ehrgeizige Bildungsziele der Landesregierung werden. Die Eltern appellieren an Bildungsministerin Kramp-Karrenbauer, in diese Richtung ein Zeichen zu setzen.
Mehrfach sei inzwischen wissenschaftlich belegt, dass das Wiederholen einer Klasse "nicht einmal einen individuellen Lernzuwachs in den Fächern bringt, die Grund der Nichtversetzung waren". In den meisten Fällen trete ein Lern-Stillstand ein, weil auch in den übrigen Fächern lediglich Stoff wiederholt werde. Dies führe bei vielen Schülern zum "innerlichen Abschalten". Sitzenbleiben bringe also keine Verbesserung des individuellen Leistungsvermögens. Es sei beschämend, so die Eltern, wie oft in unserem Bildungswesen die Herkunft eines Menschen seine Zukunft belaste. Zum Beispiel bekämen Kinder, deren Eltern nicht studiert haben, nur ein Drittel der Chancen zum Besuch des Gymnasiums wie ihre Altersgenossen aus Akademiker-Haushalten, und während von denen 83 von 100 studieren, sind es bei den Nichtakademiker-Kindern von 100 nur 23. Für Kinder aus Zuwandererfamilien sei die Chance, eine qualifizierte Ausbildung zu bekommen, nur halb so groß wie für Kinder aus einheimischen Familien. Auf diese Verhältnisse habe der Bundespräsident in seiner Berliner Rede im Juni aufmerksam gemacht.
Schulen müssten zukünftig die Verantwortung für individuelles Fördern übernehmen, anstatt diese abzuwälzen, indem man die Schüler los wird oder sitzen bleiben lässt. So habe im übrigen die Erfolgsgeschichte Finnlands begonnen. Rechne man die 4.300 Euro hoch, die im Saarland jährlich für einen sitzen bleibenden Schüler aufgebracht werden, dann ergäben sich 12,5 Mio Euro bzw. rund 250 Lehrer (50.000 Euro Personalkosten pro Lehrer im Jahr), die man den Schulen für Anreiz- und Unterstützungssysteme zur Verfügung stellen könne. Dies könne zum Beispiel geschehen, indem man Schulen, die Schüler aus schwierigen sozialen Verhältnissen unterrichten, mehr Lehrer zur Verfügung stellt und indem Ressourcen für individuelle Unterstützung und Förderung aufgebaut werden. Darüber hinaus sei eine pädagogisch sinnvolle Abwechslung von längeren Lerneinheiten und Freizeitgestaltung erforderlich, was nur in rhythmisierten, echten Ganztagsschulen realisierbar sei.


Medienmitteilung der Landeselterninitiative für Bildung
4. Dezember 2008

Elterninitiative zur Befragung der Landeselternvertretung Gymnasien bei G 8- und G 9-Schülern

Die Landeselterninitiative für Bildung sieht sich durch das heute (11 Uhr) vorgestellte Ergebnis der Befragung in ihrer Auffassung bestätigt, dass viele von den 3 000 G 8-Schülern mit Beeinträchtigungen ihres Privatlebens und ihrer Gesundheit einen hohen Preis dafür bezahlt hätten, dass die Landesregierung dem Schulleben keine Zeit und keinen pädagogischen Freiraum für die Umstellung auf acht Jahre bis zum Abitur gegeben habe. Dabei erfasse die Befragung nur die G 8-Schüler, die bis ans Ende der Oberstufe durchgehalten und nicht diejenigen, die wegen Schwierigkeiten vorher aufgegeben haben oder wiederholen mussten. Da G 8-Schüler drei bis vier Pflichtschulstunden pro Woche mehr absolvieren müssten und noch dazu einen höheren Nachhilfeaufwand hätten, seien bei vielen Einschränkungen bei musisch-kulturellen und sportlichen Freizeitaktivitäten unumgänglich. Jedoch dürfe das Schülerleben nicht auf Lernen allein reduziert werden. Es gelte, auch Freiräume für Persönlichkeitsbildung zu lassen. Die Initiative fordert im Interesse der nachfolgenden Schülerjahrgänge, "für die noch etwas zu retten ist", an jedem Gymnasium Konzepte zur individuellen Förderung zu entwickeln. Die Landesregierung müsse dazu Lehrer zur Verfügung stellen und an den Schulen eine sozialpädagogische sowie schulpsychologische Beratung als Unterstützung des Lernens aufbauen. Zudem müsse sie endlich damit beginnen, an Gymnasien echte Ganztagschulen einzurichten, an denen die Lernzeit größer und besser rhythmisiert ist. Nicht nur wegen G 8 sei dies erforderlich. Nach der im September 2008 von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder vorgelegten Analyse „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2008“ habe das Saarland unter den Bundesländern die höchsten Anteile (21 %) an frühen Schulabgängern, die zweitgrößten Klassen (25,5 Kinder) im Sekundarbereich I und mit die wenigsten Abschlüsse im Sekundarbereich II.