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Der Saarländische Schulpreis / Preisträger / Hauptpreisträger 2010/2011 - Grundschule Bachschule Neunkirchen

Hauptpreisträger

(Preis 10 000 Euro)

Grundschule Bachschule Neunkirchen

 

Kommissarische Leiterin: Ulrike Kremp
E-Mail: bachschule-neunkirchen@web.de
Telefon: 06821 23455

 

Laudatio der Jury

Ingrid Kaiser
ehemalige pädagogische Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, „pädagogische Expertin“ beim Deutschen Schulpreis, Schulberaterin; Frankfurt

 

Es gibt Schulen, die sich eine Bewerbung zum Saarländischen Schulpreis gar nicht zutrauen – sei es, dass sie sich erst am Anfang eines Aufbruchs mit vielen Unwägbarkeiten, Unvollkommenheiten und Unsicherheiten befinden; sei es, dass sie es sich nicht zutrauen, sich den kritischen Blicken von Experten zu stellen. Es ist wie auf einer Baustelle: Wer denkt bei der mühsamen Alltagsarbeit auf dem Gerüst an einen Architekturpreis? Eine solche Schule ist die Grundschule Bachschule Neunkirchen, die erst einen Anstoß, eine Ermunterung von außen brauchte, um sich für den Saarländischen Schulpreis zu bewerben.

Diese Schule liegt in einem Stadtteil der Stadt Neunkirchen, der durch eine sozial komplexe, multinationale und multikulturelle Lebenswirklichkeit und eine hohe Konzentration mehrfach belasteter Familien gekennzeichnet ist. Kann hier im Schulbereich Bemerkenswertes, Herausragendes, Preiswürdiges entstehen?
Es kann: Deutsch lesen, sprechen und schreiben können – davon hängt in der Schule fast alles ab, auf jeden Fall beim Start in die 1. Klasse. Die Kinder müssen sichere Deutschkenntnisse haben, bevor sie in die Schule kommen. Viele können dies aber nicht. Die Grundschule Bachschule bemüht sich daher um vorschulische Bildungsarbeit, wodurch Kinder mit Sprachschwierigkeiten so weit gefördert werden, dass sie in der ersten Grundschulklasse mitarbeiten können. Dies geschieht durch intensive Zusammenarbeit mit den umliegenden Kindergärten, mit dem Caritas-Verband, durch das Projekt „Sprungbrett“, durch den Vorkurs „Früh Deutsch lernen“.
Weiter: Alle reden von Leistung, aber kaum einer sagt, dass nicht nur Leistungsfähigkeit, sondern auch Leistungsbereitschaft bei Schulkindern herbeigeführt werden muss. Das geht bekanntlich nur über Erfolgserlebnisse, die Lust machen „auf mehr davon“. Leistung ist das Ergebnis von Erfolgsgeschichten. Und genau dies ist das pädagogische Glaubensbekenntnis der Bachschule. Es werden immer wieder neue Wege gefunden, wie die Kinder auf unterschiedliche Weise mit Freude und Neugier zum Erkunden, Forschen, Entdecken und Ordnen innerhalb und außerhalb der Schule herangeführt werden, um ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechend Zutrauen zu sich selbst zu gewinnen. Erst dann können sie auch etwas leisten.
Das Kollegium versteht es, mit großer Geduld und Konsequenz durch vereinbarte verbindliche Regeln und Rituale eine Lernatmosphäre zu schaffen, Schülerinnen und Schüler erst einmal dazu zu bringen, für sich und gemeinsam mit anderen lernen zu können. Von dieser Atmosphäre zeugt auch die vielseitig bunte Ausgestaltung der Schule mit Arbeiten, Berichten und damit Leistungsergebnissen der Schülerinnen und Schüler. Dies macht die Schule für die dort lebenden und lernenden Kinder zu einem Ort der Freude und der Anerkennung, sicherer Beziehungen zu Mitschülern und Lehrern und zu einem Ort, an dem sie sich gern aufhalten. Ihre Arbeit wird geschätzt, sie werden in ihrer Unterschiedlichkeit gesehen und gefördert und ihre Empfindungen, Erfahrungen und Fragen werden aufgenommen. „Was war das Schönste am Ausflug ins Schullandheim?“ „Dass wir so viel gelacht haben.“ Welch ein Kompliment von Kindern, die häufig wahrlich „nicht viel zu lachen haben“.
Das Kollegium hat aus sich heraus einen intensiven, mehrjährigen Entwicklungsprozess hinter sich, bei dem entscheidende Schritte pädagogischer Veränderungen erarbeitet wurden. Lehrerinnen und Lehrer haben durch diese gemeinsame Entwicklungsarbeit als ein für die Schule verantwortliches Team zu einer bemerkenswerten einheitlichen Linie gefunden, die das engagierte Klima der Schule prägt. Sie sind hier übrigens nicht nur Unterrichter und „Beibringer“, sondern Jugendbegleiter; sie fragen nicht nach den Grenzen ihres „Deputats“, sondern danach, was ein Kind und seine Eltern an Unterstützung benötigen.
Die Schule beschreitet viele Wege, um die Eltern zu erreichen, um mit ihnen gemeinsam über die notwendige Unterstützung bei der Erziehung und Bildung ihrer Kinder ins Gespräch zu kommen. Unterstützung erfährt die Schule dabei von engagierten Schülereltern, besonders auch vom Vertreter der türkisch-islamischen Gemeinde, der als Vermittler zwischen der Schule und denjenigen Eltern gewonnen wurde, die von der Schule nicht „erreicht“ werden. Nach dem Freitagsgebet spricht er zu und mit den Eltern, macht sie auf ihre Verantwortung aufmerksam und legt ihnen nahe, mit der Schule zusammenzuarbeiten.
Man wird allmählich auf diese Grundschule aufmerksam. Sie zeigt Fähigkeiten und Möglichkeiten, dass auch bildungsbewusste Eltern und Eltern anderer Stadtteile planen, ihre Kinder hier anzumelden. Eine wichtige Voraussetzung dafür wird die Umwandlung zu einer gebundenen Ganztagsschule sein, die eine noch bessere Lern- und Arbeitssituation für Kinder möglich macht. Die Jury des Saarländischen Schulpreises wünscht der Grundschule Bachschule Neunkirchen, dass sie die Zustimmung vom Bildungsministerium erhält, und dem Kollegium, den Schülerinnen und Schülern, den Freunden und Förderern ein glückliches Gelingen.

Die Verleihung des diesjährigen Hauptpreises des Saarländischen Schulpreises bedeutet Dank für das Geleistete und Erreichte und Ermutigung für die Zukunft.