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Kleinere Klassen - Mehr Zeit und Raum

 

Analyse

Mit der Personalausstattung seiner Schulen rangiert das Saarland im Vergleich zu den anderen Bundesländern sehr unterschiedlich (Datengrundlage: letztes gewertetes Schuljahr 2021/22). 
So kommen bei den Grundschulen auf eine Lehrkraft 13 Schüler*innen; sehr guter erster Platz (Bundesdurchschnitt: 15,6 Schüler*innen).
Im Sekundarbereich I steht an den Gymnasien eine Lehrkraft für 14,5 Schüler*innen zur Verfügung - Platz 5 unter den Bundesländern (Bundesdurchschnitt: 15,1; bester Wert Berlin 13,6); an den Gemeinschaftsschulen eine Lehrkraft für 12,2 Schüler*innen - Platz 11 unter den Bundesländern (Bundesdurchschnitt: 12,0; bester Wert Sachsen 5,7).
Den größten Nachholbedarf hat das Saarland im Sekundarbereich II. Zwar stehen die Gymnasien mit einer Lehrkraft für 11,1 Schüler*innen bundesweit noch auf Platz 4 (Bundesdurchschnitt: 11,6; bester Wert Thüringen 9,8), jedoch liegen die Gemeinschaftsschulen mit einer Lehrkraft auf 14,3 Schüler*innen auf dem letzten Platz der Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 11,2; bester Wert Mecklenburg-Vorpommern 9,6). Auch die beruflichen Vollzeitschulen belegen mit einer Lehrkraft auf 13,6 Schüler*innen bundesweit nur den 11. Platz (Bundesdurchschnitt: 12,3; bester Wert Bayern 10,0).

(Quelle: KMK, „Dokumentation 235: Schüler/-innen, Klassen, Lehrkräfte und Absolvierende der Schulen 2012 bis 2021“, Zusammenfassende Übersichten Tab. 6.2, Januar 2023)

Es fehlt im Saarland an Fördermöglichkeiten und Unterstützung. So empfiehlt der Bildungsmonitor 2022 des Instituts der deutschen Wirtschaft: „Auf Basis von Vergleichsarbeiten sollten bundesweit gezielte Förderprogramme in Mathematik und Lesen umgesetzt werden. Dazu ist eine hochwertige Förderinfrastruktur an Schulen zur nachhaltigen Verbesserung der Bildungschancen weiter aufzubauen (Ganztagsschulen, multiprofessionelle Teams). Die Digitalisierung sollte weiter vorangebracht werden, sowohl in der Ausstattung der Schulen als Lernort selbst als auch durch eine Ausweitung des Schulfachs Informatik.“

(Quelle: Zitat aus dem „Bildungsmonitor 2022“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln)

Bei den erteilten Unterrichtstunden je Schüler*in liegt das Saarland im Schuljahr 2021/22 an den Grundschulen auf Platz 2; den Gymnasien Platz 8 im Sekundarbereich I und Platz 6 im Sekundarbereich II. Bei den Gemeinschaftsschulen im Sekundarbereich I noch auf Platz 10, aber im Sekundarbereich II nur auf dem letzten Platz unter den Bundesländern. Auch liegen die beruflichen Vollzeitschulen nur auf dem 10. Platz unter den Bundesländern.
Bei den Klassengrößen zeigt sich: Grundschulen: 20,1 Schüler*in je Klasse = 7. Platz unter den Bundesländern; Gymnasien: 24,6 = 5. Platz; Gemeinschaftsschulen 24,1 = 13. Platz.  

(Quelle: KMK, „Dokumentation 235: Schüler/-innen, Klassen, Lehrkräfte und Absolvierende der Schulen 2012 bis 2021“, Zusammenfassende Übersichten Tabellen 5.2 und 7.2, Januar 2023)

In der Sekundarstufe I haben im Schuljahr 2019/20 im Saarland 43 % der Klassen an Gymnasien und 37,1 % der Klassen an Gemeinschaftsschulen 26 und mehr Schüler*innen.

(Nachweis: Statistisches Amt Saarland, Sonderheft Allgemeinbildende Schulen im Schuljahr 2019/20, Tabellen 3.3 und 7.3, Stand 21.01.2021)

 

Unser Ziel: Kleinere Klassen im Saarland!

Schule ist während der letzten Jahre schwieriger geworden. Unordnung und Unzufriedenheit haben zugenommen, Merkfähigkeit und Konzentration nachgelassen. Das Leben im Informationszeitalter ist anstrengender geworden. Wissensinhalte auszuwählen, zu sortieren, aufzunehmen und zu verarbeiten, erfordert Zeit und Geistesanstrengung. Pädagogisch fragwürdige Medieninhalte, eine Vielfalt von Reizen, die permanent auf sie eindringen, wirken sinnlich belastend auf Kinder und Jugendliche. In großen Lerngruppen verdichten sich die Probleme und sind dauerhafte Störungen virulent.

Im Saarland müssen wir die zurückgehenden Schülerzahlen dazu nutzen, sowohl an den Grundschulen als auch an den weiterführenden Schulen  kleinere Klassen einzurichten. In kleinen Klassen entwickelt sich ein besseres Sozial-, Arbeits- und Lernklima; es bestehen mehr Raum und Zeit für persönliche Entfaltung und persönliches Engagement - sowohl für Schüler als auch für Lehrer. In kleineren Klassen werden Lerndefizite und individuelle Probleme von Schülern rascher und klarer erkannt, sie können umfassender und gründlicher aufgearbeitet werden. Der Unterricht gewinnt an Intensität und Qualität. Lehrer werden deutlich entlastet. Sie können mehr zum beratenden und fördernden Begleiter werden, können ihn individualisierender gestalten. Elemente, die eine gute Schule ausmachen, können stärker zum Tragen kommen, z.B. innere Differenzierung durch differenzierteres Unterrichtsmaterial, z.B. eine Klassenführung, die auf eine Erhöhung der aktiven Lernzeit ausgerichtet ist.
 

Dokumente zum Download

Empirische Studien zur Bedeutung der Klassengröße für Schulleistungen (Zusammenfassung)

Dr. Fritz Haselbeck, Universität Passau, Aspekte der Klassengröße im Urteil von Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrern, Eine empirisch qualitative Untersuchung, 2005

Dr. Grit im Brahm, Ruhr-Universität Bochum;  Kleine Klassen - große Klasse? Eine empirische Studie zur Bedeutung der Klassengröße für Schule und Unterricht, 2005

Kleine Klassen, Große Klasse; Argumente der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für einen sachlichen Umgang mit einer umstrittenen FrageQualität von Unterricht und Schulleben in (kleinen) Grundschulen;  Ergebnisse eines Modellversuchs.