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Eltern und Schulleiter schlagen Alarm - den saarländischen Gymnasien laufen die Lehrer weg

5. März 2012, Newsletter 6/2012, Gemeinsame Presseerklärung
der Landeselternvertretung der Gymnasien, der Landeselterninitiative für Bildung und der Vereinigung der Oberstudiendirektoren der Gymnasien des Saarlandes

Personalisierungskrise an saarländischen Gymnasien

Die Probleme sind seit langem bekannt: An den saarländischen Gymnasien fehlen in vielen Fächern die Fachlehrer, Unterrichtsausfall kann nicht ausgeglichen werden und qualifizierte Junglehrer wandern in andere Bundesländer ab. Angesichts der derzeit laufenden Gespräche zur Personalisierung der Schulen trafen sich die Vorstände der Landeselternvertretung der Gymnasien, der Landeselterninitiative für Bildung und der Vereinigung der Oberstudiendirektoren der Gymnasien des Saarlandes und beschlossen einen Katalog von Forderungen, um zumindest den schlimmsten Auswirkungen der derzeitigen Personalisierungskrise zu begegnen.

•    Maßnahmen gegen den Fachlehrermangel

In vielen Fächern besteht an den saarländischen Gymnasien ein eklatanter Mangel an Fachlehrern, so z. B. in den Fächern Physik, evangelische Religion, Französisch oder Politik.
o    Einstellung ins Referendariat: Es wird gefordert die Mangelfächer vorrangig bereits bei der Besetzung der Stellen für das Referendariat zu berücksichtigen, so dass der Nachwuchs im eigenen Land ausgebildet werden kann. Nur dann besteht wenigstens die Chance, dass junge Lehrer dem Saarland erhalten bleiben.
o    Einstellung im Beamtenstatus: Es wird gefordert, den Junglehrern attraktive Stellenangebote im Beamtenstatus zu machen. Erhalten hoch qualifizierte Junglehrer nur ein Angebot für einen befristeten Angestelltenvertrag, werden sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Angebote aus anderen Bundesländern wahrnehmen - wie bereits jetzt in vielen Fällen geschehen.
o    Vorsorge gegen die anstehende Pensionierungswelle: In den nächsten Jahren werden sehr viele Lehrkräfte an den Gymnasien gerade auch in den Mangelfächern in den Ruhestand eintreten. Die Eltern und Schulleiter fordern, gezielt auf diese Situation zu reagieren, indem qualifizierte Junglehrer im Saarland ausgebildet und als Beamte beschäftigt werden.

•    Verbesserung der Rahmenbedingungen für die jungen Lehrkräfte

Kurzfristig ist es aus Sicht der Eltern und Schulleiter von entscheidender Bedeutung, die abgesenkte Eingangsbesoldung für Junglehrer rückgängig zu machen.

Hatte man bisher schon schwer daran zu tragen, dass im Saarland für Lehrkräfte die Unterrichtsverpflichtung höher und die Aufstiegsmöglichkeiten schlechter sind als in anderen Bundesländern, so macht die Aussicht, hier mehrere tausend Euro im Jahr weniger zu verdienen als andernorts, den Wunsch nach Abwanderung übermächtig. So sind die Beweggründe der jungen Fachkräfte, das Saarland zu verlassen, nur zu verständlich.

Bei den Berufsschullehrern wurde diese Verschlechterung der Anfangsbesoldung bereits kurz vor dem Bruch der Jamaika-Koalition rückgängig gemacht – es ist allerhöchste Zeit, diesen Schritt auch für die Lehrer aller anderen Schulformen nachzuholen. Warum sollte ansonsten ein junger Lehrer im Saarland bleiben, wenn er anderswo mehr verdient, bessere Arbeitszeiten und bessere Beförderungschancen hat?

In diesem Zusammenhang fordern Schulleiter und Eltern zudem, dass die Beförderungsmöglichkeiten für Lehrkräfte, die im Saarland ohnehin die schlechtesten der ganzen Republik sind, wenigstens erhalten und möglichst ausgebaut werden. Sollte dagegen die derzeit im Aufbau befindliche Funktionsstellenstruktur eingefroren werden, wäre dies ein weiterer Grund für junge Lehrer, sich in anderen Bundesländern zu bewerben.

•    Einrichtung einer echten Lehrerfeuerwehr

Im Zusammenhang mit den Diskussionen um Unterrichtsausfall verweisen Politiker immer gerne auf die so genannte „Lehrerfeuerwehr“. Dieser Begriff suggeriert den Eltern und der Öffentlichkeit aber, dass es irgendwo an der Schule Lehrer gibt, die nur darauf warten, Vertretungsstunden zu halten. Dies ist reine Fiktion, ein Ammenmärchen. In der Realität sind an den Gymnasien praktisch alle Lehrkräfte, die formal der „mobilen Reserve“ angehören, bedarfsdeckend eingesetzt. Sie unterrichten also meistens vom ersten Schultag an mit ihrer vollen Stundenzahl - genau wie verbeamtete Lehrer. Sie stehen also für Vertretung, sei es kurz- oder längerfristig, überhaupt nicht zur Verfügung und die Lehrerfeuerwehr leistet somit auch keinen Beitrag zur Lösung des Problems des Unterrichtsausfalles.

Als praktikable und flexible Alternative schlagen Eltern und Schulleiter vor, die Lehrerfeuerwehr durch eine „Überpersonalisierung“ zu gewährleisten. Dies würde bedeuten, dass die Schulen im Rahmen der Personalzuweisung zusätzliche Stunden speziell für Vertretungen erhalten (in anderen Bundesländern wird in diesem Zusammenhang derzeit ein Wert von 5 - 10 % der Gesamtlehrerstunden diskutiert, die Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien hat 8 % gefordert), die dann im Bedarfsfall kurzfristig in der Schule verwendet werden könn-ten.

Um den saarländischen Schülern und Eltern Sicherheit in der Lehrerversorgung der Gymnasien zu geben, ist die Politik - auch mit Blick auf die Zukunft des Saarlandes - in der Pflicht, die geforderten Maßnahmen umgehend umzusetzen.

Landeselternvertretung Gymnasien des Saarlandes
Joachim Klesen (Vorsitzender)

Landeselterninitiative für Bildung e.V.
Bernhard Strube (Sprecher)

Vereinigung der Oberstudiendirektoren der Gymnasien im Saarland
Dr. Rainer Stein-Bastuck (Vorsitzender)