7.12.2011, Medienmitteilung und Newsletter 30/2011
Die Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes zu Pensionierungen im öffentlichen Dienst (am 6.12.) hat die Landeselterninitiative für Bildung zum Anlass genommen, Bildungsminister Kessler heute in einem Brief zu bitten, im Interesse von Lehrern und Schülern die hohe Belastung des Lehrpersonals im Saarland näher zu untersuchen und sich um Verbesserungen zu kümmern. Im Saarland ist der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer, die aufgrund von Dienstunfähigkeit im Jahr 2010 vorzeitig in Pension gingen, mit 43 Prozent der mit Abstand höchste von allen Bundesländern (niedrigste Pensionierungsrate wg. Dienstunfähigkeit Rheinland-Pfalz 14 %, Bundesdurchschnitt 21 % - Quelle: Stat. Bundesamt, Fachserie 14 Reihe 6.1, Versorgungsempfänger des öffentlichen Dienstes, Stand 6.12.2011, berechnet aus Tabelle IV-8 Versorgungszugänge von Empfängern und Empfängerinnen von Ruhegehalt im Schuldienst der Länder je Bundesland).Wenn so viele Lehrerinnen und Lehrer nicht bis zum Erreichen ihrer gesetzlichen Altersgrenze arbeiten können, kann man sich kaum vorstellen, dass ihre Belastung keine Auswirkungen auf die Qualität von Unterricht und Lernen hat. Das muss die Politik als Alarmzeichen sehen. Wir fordern vom Minister eine bessere Schüler-Lehrer-Relation an den Schulen und wir fordern, Lehrkräften Supervision "zur Reflexion und Verbesserung ihres personalen und beruflichen Handelns" anzubieten. Zudem müssen neue Belastungen wie der Aufbau und die pädagogische Entwicklung der Gemeinschaftsschule unterstützend begleitet werden. Die gegenüber Gymnasien höhere Lehrverpflichtung der Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschaftsschulen muss reduziert werden, da dort wesentlich heterogenere Schülergruppen unterrichtet werden müssen. Kontraproduktiv wirkt dabei, dass mit dem Landeshaushalt 2012 insgesamt 32 Lehrerstellen eingespart werden (bei Grundschulen - 2, Erweiterten Realschulen und Gesamtschulen, die im kommenden Schuljahr in Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden + 310 Gemeinschaftsschule, dafür aber - 196 ERS und - 122 GeS = - 8, sowie Gymnasien - 15 und bei sog. Leerstellen - 7).
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu den Pensionierungen von Lehrkräften finden Sie hier zum Download.
Die Landeselterninitiative für Bildung hat zum 10. Jahrestag der Schulleistungsstudie PISA, die zum ersten Mal am 5. Dezember 2001 veröffentlicht wurde, darauf hingewiesen, dass die Frage der Chancengleichheit auch zehn Jahre nach PISA nicht gelöst ist. Es ist immer noch nicht gelungen, die enge Koppelung von sozialer Herkunft und Schulerfolg aufzulösen. Bildungsminister Kessler hat in seinen zwei Amtsjahren im Kontrast zur früheren CDU-Alleinregierung mit dem Kooperationsjahr Kita/Grundschule, den Pilotprojekten zur "Entwicklung eines inklusiven Förderkonzepts an Regelschulen" und "Fördern statt Sitzenbleiben" an Gymnasien sowie der überfälligen Ausdehnung des Angebots an bis dahin nur fünf echten Ganztagsschulen erste wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Gerade auch die Einführung der Gemeinschaftsschule geht in diese Richtung. Die Nagelprobe für die neue Bildungspolitik ist aber die Qualität von Unterricht und Lernen hinter den Türen der Gemeinschaftsschule, die ohne Investitionen nicht gelingen wird. Wenn die Schule, die alle Kinder aufnehmen muss und deshalb wesentlich heterogenere Schülergruppen aufweist, die soziale Auslese abbauen oder gar beseitigen soll und ihren theoretisch per Verordnung bestimmten Aufgaben gerecht werden soll, ist mehr Lehrerzeit von Nöten, das bedeutet eine bessere Schüler-Lehrer-Relation als an Gymnasien, und ein Abbau der gegenüber Gymnasien höheren Lehrverpflichtung der Lehrerinnen und Lehrer. Ebenso muss eine über Jahre systematisch aufgebaute Fortbildung und Supervision angeboten werden, um die Lehrerinnen und Lehrer für ihre neue Aufgabe zu schulen. Die Landesregierung muss sich auch mehr der Gymnasien annehmen. Es gibt für sie auch nach zwei Jahren Regierungszeit noch kein Konzept zur Schul- und Qualitätsentwicklung bzw. eine Reform der Lehrpläne des G 8.