Medienmitteilung, 23.09.2015
Newsletter 11/2015, 24.09.2015
Nach der heutigen öffentlichen Anhörung des Landtages zu dem Anliegen der Volksinitiative „G9-jetzt-Saarland“ stellt die Landeselterninitiative für Bildung ihre Stellungnahme gegenüber dem Landtag hiermit allen Newsletterabonnenten zur Verfügung (hier zum Download).
Die Landeselterninitiative für Bildung sieht in der Diskussion um eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium, die die G9-jetzt-Initiative mit ihrer Unterschriftensammlung angestoßen hat, den Vorteil, dass mehr erreicht werden kann, um die Qualität von Unterricht und Lernen an Gymnasien zu verbessern. Denn mit seinen Ausgaben je Schüler an Gymnasien, bei den erteilten Unterrichtsstunden je Schüler und bei der Wiederholerquote liegt das Saarland jeweils auf einem schlechten viertletzten Platz unter den Bundesländern. Eine (allerdings vor drei Jahren veröffentlichte) Studie der Bertelsmann Stiftung zur Durchlässigkeit der Schulsysteme kam zu dem Ergebnis, dass in keinem anderen Bundesland anteilig so viele Schüler das Gymnasium vor Klasse zehn verlassen wie im Saarland.
Daher müssen Personal und Kräfte in Qualitätsverbesserungen investiert werden, statt in eine reine Strukturveränderung, die allein wegen der Verlängerung der Schulzeit um ein Jahr schon mehr Lehrerstellen erfordern würde.
Nach Auffassung der Landeselterninitiative sollte die Landesregierung in Diskussion mit Lehrern, Schülern und Eltern durchaus aber auch mal ausloten, ob die Praxis, dass an einigen Standorten Gemeinschaftsschulen mit Gymnasien in der Oberstufe kooperieren werden, auch den Gymnasien mehr Flexibilität bis zum Abitur eröffnen könnte.
Die Gymnasien müssen nach unserer Auffassung wegen der Verdichtung der Lerninhalte und zunehmender Heterogenität ihrer Schülerschaft individuelle Förderung als vorrangiges Ziel ansehen und die Schul- und Unterrichtsgestaltung an den Lernvoraussetzungen und Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler orientieren, so wie es für die Gemeinschaftsschulen in einer Verordnung bestimmt ist. Dazu müssen den Gymnasien mehr Lehrer zur Verfügung gestellt werden und den Schulleitungen sowie Lehrkräften eine systematische, modular aufgebaute Fortbildung für begabungsgerechten Unterricht. Hier in erster Linie sieht die Landeselterninitiative Handlungsbedarf. Das vom Bildungsministerium angekündigte Programm Individuelle Lernbegleitung für die Gymnasien mit zusätzlichen Lehrerstunden und Fortbildung ist dazu ein guter Anfang.
Die Landeselterninitiative wiederholt hier ihre Forderung, dass die Regierung ihrer im Koalitionsvertrag bekundeten Absicht, für die Personalzumessung der Gymnasien eine Klassengröße von 25 in den Stufen 5 und 6 sowie eine Größe von 27 in den Stufen 7 bis 9 anzustreben, auch durchgängig in die Tat umsetzt. Nach dem letzten Sonderheft des Statistischen Landesamtes hatten in der Sekundarstufe I im Schuljahr 2013/14 48,1 % der Klassen an Gymnasien 26 und mehr Schüler.
Wir sehen aber als Mitveranstalter des seit 2007 ausgeschriebenen Saarländischen Schulpreises auch, dass es einzelne Gymnasien gibt, die sich entwickelt haben und begonnen haben, die Unterrichtsgestaltung an den individuellen Anforderungen der Schüler auszurichten und produktiv mit den unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen und Leistungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler umzugehen. So als Beispiel das Hochwald-Gymnasium Wadern, einer der Preisträger des Saarländischen Schulpreises 2011, das Technisch-Wissenschaftliche Gymnasium Dillingen, Hauptpreisträger des Saarländischen Schulpreises 2013, und das Saarpfalz-Gymnasium Homburg, einer der Preisträger in diesem Jahr.