Willkommen / Der Saarländische Schulpreis / Preisträger / Hauptpreisträger 2020/2021 - Montessori Gemeinschaftsschule Saar
Der Saarländische Schulpreis / Preisträger / Hauptpreisträger 2020/2021 - Montessori Gemeinschaftsschule Saar

Hauptpreisträger

(Der Hauptpreis ist verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, gestiftet von der Schirmherrin Ministerin für Bildung und Kultur Christine Streichert-Clivot)

Gemeinschaftsschule Montessori Saar

https://montessori-sb.de

Laudatio der Jury – Prof. Dr. Jörg Schlömerkemper
Professor (i.R.) für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, langjähriger Redakteur der Zeitschrift „Die Deutsche Schule“ und Mitarbeiter der Zeitschrift PÄDAGOGIK; Göttingen

"Die Montessori-Schule in Friedrichsthal hat nach den Ideen ihrer Namensgeberin eine Praxis entwickelt, die rundum überzeugt. In allen Qualitätsbereichen des Schulpreises arbeitet die Schule in beeindruckender Weise: Im Unterricht wird anspruchsvoll und individuell gelernt, alle Mitglieder der Schulgemeinde tragen bewusst Verantwortung für sich und andere, man geht miteinander in Offenheit, gleichberechtigt und mit Verständnis füreinander um. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten regelmäßig an ihrer Kompetenz und lernen selbst und ständig dazu. Und all das führt zu Leistungen, die sich in der hohen Anzahl guter Abschlüsse ausdrücken. Wichtig sind dabei die Ziele, dass die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg ins Leben erkennen, wo ihre eigenen Stärken liegen, und dass sie lernen, sich in die Gemeinschaft einzubringen.
In einer Montessori-Schule sind die Lerngruppen altersgemischt (Jg. 5+6, 7+8, 9+10): Die Schülerinnen und Schüler erleben dadurch, dass es ganz normal und natürlich ist, wenn nicht alle alles gleich gut können. In diesem Sinn arbeiten die Schülerinnen und Schüler einzeln oder gemeinsam an den jeweiligen Aufgaben. Verschiedene Materialien sind unterschiedlich anspruchsvoll. Natürlich können sie jederzeit Hilfe erbitten, sich mit anderen zusammentun oder auch etwas anderes beginnen, wenn sie mit den Aufgaben fertig sind. Die Lernarbeit wird in einem „Lerntagebuch“ dokumentiert, das dann mit den Lehrenden besprochen wird.
In den Gesprächen mit Vertretern der SchülerInnen war es beeindruckend, wie souverän und kompetent diese über ihre Schule reden. Es war gut nachvollziehbar, warum sie ihre Schule so gut finden und sie gern besuchen: Sie fühlen sich als Person jederzeit ‚angenommen‘. Man begegnet sich „auf Augenhöhe“. Die vielen Angebote neben oder nach dem Unterricht werden sehr geschätzt und ausgiebig genutzt: Im so genannten „Fachwerk“ kann man nach Aussage einer Schülerin „alles Mögliche“ machen, am so genannten „Freitag“ wird z.B. in sozialen Einrichtungen gearbeitet. Solche Erfahrungen sind ihnen sehr wichtig.

Auch die Eltern beurteilen diese Schule sehr positiv. Sie freuen sich, dass ihre Kinder zu selbstständigen und interessierten jungen Menschen heranwachsen. Neben dem fachlichen Wissen und Können werde ausdrücklich auch die Bereitschaft zu sozialem Verhalten, zu politischem Engagement und gesellschaftlicher Verantwortung gefördert.
Dies alles haben die Schulleitung und die Lehrerinnen und Lehrer in intensiver Arbeit als Ideen entworfen, in den Möglichkeiten geprüft, vieles mutig ausprobiert, wieder verändert und verbessert. Die Entwicklung der Kinder steht im Mittelpunkt. Jedes Kind wird aufmerksam beobachtet, und regelmäßig wird beraten, was für jedes Kind gut ist. Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit in den Teams, die für die Jahrgangsstufen zuständig sind. Dass die Lehrenden sich darauf geeinigt haben, in der Woche 40 Stunden in der Schule präsent zu sein, mag für manchen erst einmal unvorstellbar sein, aber es zeigt sich, dass die pädagogische Arbeit intensiver und eben dadurch leichter und befriedigender wird.
Können andere Schulen etwas von dieser Schule lernen? ‒ Sicherlich geht das nicht 1:1 und nicht ganz einfach. Die Schule hat sich ihr Konzept und die entsprechende Praxis auch erst erarbeiten müssen. Entscheidend wäre es offenbar, ob eine andere Schule ‒ wie die Montessori-Schule ‒ die wichtigste Aufgabe darin sieht, Kinder und Jugendliche in ihrer Unterschiedlichkeit zu verstehen und sie individuell zu begleiten. Sie müssen den Kindern mehr Selbstständigkeit zu‒muten, also Mut machen. Mit dem oft zitierten Motto der Maria Montessori geht es darum, den Schülern zu helfen, „es selbst zu tun“. Das ist immer noch und gewiss auch weiterhin wichtig, wenn die Heranwachsenden auf eine lebenswerte Zukunft vorbereitet werden sollen.
Und damit all dies auch an anderen Schulen möglich wird, sollten deren Rahmenbedingungen erweitert werden ‒ jedenfalls für jene, die an ihrem pädagogischen Konzept arbeiten und das Lernen stärker an den Schülerinnen und Schülern orientieren wollen. In der Montessori-Schule kann man sehen, was dazu nötig ist."