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Position zur Rückkehr zu G 9 an Gymnasien im Saarland zum Schuljahr 2022/2023

Die Landeselterninitiative für Bildung begrüßt die Entscheidung der SPD-geführten Landesregierung, mit Beginn des Schuljahres 2022/2023 zu G 9 zurückzukehren, und sieht darin die Gelegenheit, den Blick auf die Qualität von Unterricht und Lernen an Gymnasien sowie die Inhalte zu lenken. Dorthin müssen in erster Linie Personal und Kräfte investiert werden, um die Verlängerung der Zeit bis zum Abitur auch zu nutzen. Die Gymnasien müssen wegen der Fülle der Lerninhalte und zunehmender Heterogenität ihrer Schülerschaft individuelle Förderung als vorrangiges Ziel ansehen und die Schul- und Unterrichtsgestaltung an den Lernvoraussetzungen und Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler orientieren, so wie es für die Gemeinschaftsschulen per Verordnung bestimmt ist. Nicht zuletzt müssen unsere Kinder auch auf die Herausforderungen heutiger und künftiger Arbeitswelten vorbereitet werden und zu lebens-zuversichtlichen, verantwortlichen, politikfähigen Bürgerinnen und Bürgern unseres demokratischen Gemeinwesens heranwachsen können. 

Wir plädieren für folgende Qualitätsverbesserungen:

  • Mehr Lehrkräftezeit und -kompetenz für individuelle Förderung und auch Forderung, für Wiederholung und Vertiefung sowie praktische Anwendung
  • Eine - verpflichtend - systematische, modular aufgebaute Fortbildung der Schulleitungen sowie Lehrkräfte für begabungsgerechten Unterricht
  • Überprüfung der Lehrpläne auf Erforderlichkeit der Inhalte und mögliche fächerübergreifende Synergieeffekte
  • Vermittlung grundlegender Kenntnisse über gesunde und nachhaltige Lebensweise
  • Einführung des Fachs Informatik
  • Ethik als obligatorisches Angebot 
  • Mehr Demokratie lernen und Demokratie erfahren
  • Mehr Zeit und Gelegenheiten für Schülerinnen und Schüler, den Dingen auf den Grund zu gehen sowie den Unterrichtsstoff zu vertiefen und zu reflektieren; vor allem in der Mittelstufe
  • Überfachliche Kompetenzen vermitteln und eine breite Persönlichkeitsbil-dung gewährleisten
  • Den Schülerinnen und Schülern mehr Raum für eine individuelle Themen-auswahl je nach Begabung und Neigung einräumen; Freiräume schaffen, Themen zu vertiefen
  • Einführung bzw. Verstärkung von Projektarbeit, außerschulischem Lernen und Modularisierung
  • Mehr wissenschaftliches Arbeiten lehren
  • Verstärkung der Berufsorientierung
  • Die Möglichkeit eröffnen, dass Schülerinnen und Schüler das Abitur in acht Jahren erreichen können. Dazu die Voraussetzungen für eine individuelle Wahl der Schülerinnen und Schüler schaffen (z.B. durch die Option, nach der zehnten Klasse in die Qualifikationsphase einzusteigen, wozu zuvor ent-sprechende zusätzliche Lern- und Fördereinheiten in der Mittelstufe angebo-ten werden).
  • Ebenso zusätzliche Lern- und Fördereinheiten in der Mittelstufe anbieten, wenn die 11. Klasse für einen Auslandsaufenthalt genutzt werden soll.
  • Schaffung eines Angebots an Gymnasien als echte Ganztagsschulen, an denen die Lernzeit größer und besser rhythmisiert ist
  • Schulsozialarbeit als fester Bestandteil im Funktionsteam der Gymnasien

Diese Position haben wir im Juni 2022 in den Beteiligungsprozess des Bildungsministeriums eingebracht.
Das Dokument steht hier zum Download zur Verfügung.

Historie:

Die Landeselterninitiative für Bildung hat die Art und Weise des Umstellungsprozesses von G 9 auf G 8 im Saarland im Jahr 2001 immer wieder kritisiert und auf die mit der unzulänglichen Umstrukturierung verbundenen höheren Belastungen eines Weges zum Abitur in acht Jahren hingewiesen. Unsere Analyse von Anfang 2008 und unsere damaligen Forderungen stehen hier zum Download noch zur Verfügung.

Unsere ausführliche Stellungnahme gegenüber dem Landtag im September 2015 zur öffentlichen Debatte um eine Rückkehr zu G 9 steht hier zum Download noch zur Verfügung.