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Fragen und Antworten zur Bildungspolitik 2022-2027 vor der Landtagswahl 2022 / Bildungsarmut

"Initiative ergreifen ● Probleme öffentlich machen ● Bildungspolitik kritisch begleiten", das ist unser Motto. Wir, die Landeselterninitiative für Bildung, setzen uns seit Jahren ein für gelingende Schulen.

Deshalb haben wir Fragen zur Bildungspolitik 2022-2027 im Saarland vor der Landtagswahl 2022 an die Landesvorsitzenden von CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und bunt.saar gestellt. Dabei haben wir uns auf neun ganz spezielle Fragen beschränkt und um sehr konkrete, kurze Antworten gebeten. Die Fragen und Antworten geben wir hier unverändert, wörtlich wieder.

 

Bildungsarmut

Von Armut bedrohte Kinder und Jugendliche, im Saarland sind dies rund 21 Prozent, verfügen längst nicht über dieselben Bildungschancen wie Gleichaltrige aus finanziell gesicherten Familien. Bildung aber ist ein wesentlicher Schlüssel, um aus dem generationenübergreifenden Teufelskreis der Armut auszubrechen. Schulen mit vielen Kindern aus prekären Lebensverhältnissen brauchen gesellschaftliche Unterstützungssysteme mit begleitenden kulturellen Anregungen sowie Bildungsangeboten im Sozialraum. Dazu bedarf es einer gemeinschaftlichen Anstrengung und staatlicher Steuerung der ergänzenden Angebote im Schulumfeld.

Wie stehen Sie dazu? Was wollen Sie konkret insoweit tun?

 

SPD:

Unsere Schulen sind soziale Lern- und Lebensorte – nicht nur zum Lernen und Prüfungen ablegen. Kita und Grundschule, Gemeinschaftsschule und Gymnasium, Berufsbildungszentrum, Hochschule und Uni sollen Orte sein, wohin Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gerne gehen und wo sie sich entfalten können. Kitas und Schulen sollen Familienzentren sein, wo Chancen, Förderer und Talente sich treffen.

Eine Vernetzung in den Sozialraum und Netzwerke, die Kindern Chancen öffnen, sehen wir als den richtigen Weg.

Mit dem Projekt Schulen stark machen, haben wir diese Optionen eröffnet. Dies wollen wir auf den Erkenntnissen des Projekts weiterentwickeln.

Als zentrale regionale Anlaufstelle könnten die Schulen zu einer gelingenden Quartiersarbeit beitragen. Gemeinsam mit den Schulträgern sollten hierzu Kooperationsstrukturen entwickelt werden. Eine standort- und sozialinduzierte Ressourcen-zuteilung zum Aufbau von Multiprofessionalität sollte mitberücksichtigt werden.

 

CDU:

Schon heute sind in fast allen unseren Schulen durch das außerordentliche und lobenswerte Engagement unserer Lehrerinnen und Lehrer vielfältige kulturelle, musische, sportliche, gesundheitliche und umweltorientierte/nachhaltige Angebote und AGs zu finden. Zusätzlich werden insbesondere in der FGTS am Nachmittag eine kaum zu übertreffende Fülle an Angeboten in allen genannten Bereichen gemacht.

Darüber hinaus verfügen wir im Saarland über eine außerordentlich dichte Vereinsstruktur im Ehrenamt, im sportlichen und kulturellen Bereich, die Kindern und Jugendlichen attraktive Angebote vorhält und die ihrerseits eher darunter leiden, dass kaum noch Kinder und Jugendliche – bedingt durch den schulischen Ganztag – Interesse an einer Teilnahme haben.

Als CDU Saar sehen wir daher keine Notwendigkeit weiterer staatlicher Aktivitäten.


Nicht mehr in den Landtag gewählt:

Die Linke:

Das ist ein großes Problem, das Lösungen braucht. Zuschüsse zu Projekten in einem schwierigen sozialen Umfeld müssen dazu kontinuierlich fließen (s. a. Antwort zu 2.). Wir wollen einen „Masterplan gegen Kinderarmut“ durchsetzen: mit finanzieller Unterstützung und einem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur sowie Freizeitangeboten – niedrigschwellig, barrierefrei, wohnortnah im Lebensumfeld und möglichst gebührenfrei. Der Ausbau der Begleitung von Familien aus schwierigen Lebensverhältnissen gehört ebenso dazu wie die komplette Beitragsfreiheit in unseren Kitas wie in Rheinland-Pfalz. Das Mittagessen muss für alle Kinder und Jugendliche in der Ganztagsbetreuung kostenlos sein, damit arme Familien nicht stigmatisiert werden.

 

FDP:

Auch wir sehen Bildung als die wichtigste Ressource an, um Aufstiegschancen zu ermöglichen. Wir sehen den erhöhten Begleitungsbedarf von Kindern aus prekären Verhältnissen. Gerade die Ganztagsschulen und die Einbeziehung multiprofessioneller Teams bieten diesen Kindern eine große Hilfe.

 

Bündnis 90/Die Grünen:

Wir werden die bestehenden freiwilligen Ganztagsschulen ausbauen und qualitativ aufwerten und uns für mehr gebundene Ganztagsschulen einsetzen, die kostenlos sind. Durch verstärkte Kooperation mit Vereinen werden wir mehr sportliche und kulturelle Bildungsangebote in die Schule hineinbringen und somit die Bildungschance aller Kinder angleichen. Ebenso werden wir die Vernetzung der Schule mit Einrichtungen der Jugendhilfe voranbringen. Sollten Kosten entstehen, die nicht über das Ministerium oder den Bildungsträger tragbar sind, können diese über das saarländische Bildungs- und Teilhabegesetz erstattet werden. Die bürokratischen Hürden dafür müssen reduziert werden. Zusätzlich wird die von uns auf Bundesebene geforderten Kindergrundsicherung den finanziellen Spielraum von Familien mit geringem Einkommen verbessern, was der Bildung der Kinder zugutekommen sollte. 

 

bunt.saar:

Auch hier teilen wir Ihre Einschätzung. Entscheidend scheint uns dabei, an welche „gesellschaftlichen Unterstützungssyteme“ denn angeknüpft werden kann, welche Qualität die zusätzlichen „Bildungsangebote“ und „kulturellen Anregungen“ haben. Die Forderung der „staatlichen Steuerung“ sehen wir kritisch. Steuerung durch das Bildungsministerium? Da setzen wir eher auf die wachsende Selbstständigkeit der Schulen und deren vom LPM begleiteten Austausch untereinander. Das Bildungsministerium in seiner hiesigen Verfasstheit scheint uns da nicht die richtige Instanz zu sein.